Bei der Uraufführung von „Stadion der Weltjugend“ hat Martin Wuttke in einen live gespielten Film das Publikum verblüfft.

Stuttgart - Es gibt keine amerikanischere Erfindung als das Autokino. Perfekt wäre es in unserer Fantasie, wenn auf dem Riesenparkplatz vor der Leinwand nichts als alte Buicks, Chryslers und Chevrolets stünden. Aber statt Ami-Schlitten sind 120 Golfs, Corsas, Mazdas und andere Mittelklassewagen ins Kornwestheimer Autokino gefahren, wo das „Stadion der Weltjugend“ hochgezogen wird. So heißt das Neunzig-Minuten-Stück, das der Autor und Regisseur René Pollesch im Auftrag des Stuttgarter Schauspiels uraufgeführt hat.

 

Dass fünf sich ins Wageninnere quetschende Schauspieler unheimlich klug klingende Soziologensätze sagen, bevor sie im leicht genervten Beziehungsgequatsche planschen, sieht und hört man vor allem auf der gigantischen Leinwand: ein live gespielter Film, ein Kino aus dem Auto, das bei seiner Suche nach dem Subjekt eine gewisse Ratlosigkeit unter den Premierenfahrern der Golfs und Mazdas hinterlässt – und, wie so oft bei Pollesch, eine irrlichternde Kurzweil. Einer der entfesselten Subjektforscher ist Martin Wuttke, der als komischer Hysteriker den Turbo einlegt. Am Ende: freundliches Hupen.