Das Pop-Freaks-Festival ist vorbei. Im Rückblick zeigt sich, was den zeitgenössischen Pop hierzulande ausmacht – und warum das mehr Besucher angezogen hat als 2014.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Das Pop-Freaks-Festival 2015 ist vorbei, und im Merlin sind sie zufrieden. Man habe in jedem Fall mehr Besucher gezählt als im Vorjahr, sagt Barbara Bruns – weil Gisbert zu Knyphausen und Rocko Schamoni die Wagenhallen gut oder komplett gefüllt haben.

 

Womit die Macher des Festivals, also das Merlin-Team und der als externer Booker aktive Arne Hübner, noch mehr zufrieden sein können: der künstlerische Output. Der Nino aus Wien spielte sein erstes Stuttgart-Konzert, Klaus Johann Grobe und Ωracles haben den Krautrock wiederbelebt, Human Abfall ein donnerndes Dada-Gewitter abgefeuert. Dazu gab es Popdiskurs mit dem Schweizer Autor Christian Gasser und beim Go-Ost-Abend mit drei profilierten Musikern und ganz viel Szene-Publikum.

Das Publikum: Besteht zum einen aus denen, die immer gern kommen, wenn neue, gern auch bisher weitgehend unbekannte Acts in der Stadt aufspielen. Aber, zum anderen: „Die Besucher kommen auch, weil das Pop-Freaks-Festival eine Marke ist“, sagt Barbara Bruns. Heißt: Sie vertrauen dem Booking. Und so hat das Merlin gezeigt, wie man sich als Kulturzentrum nachhaltig verjüngen kann. Denn zum Pop Freaks ist der Altersschnitt zwar angenehm diesseits der 40, aber weit von Teenie-Unterhaltung entfernt.

Plädoyer für zeitgenössischen Pop

Außerdem ist das Festival ein Plädoyer, ach was: ein Ausrufezeichen für zeitgenössischen Pop aus dem deutschsprachigen Raum – mal wieder. „Klar geht man da immer ein Risiko ein. Aber wir vertrauen unserem Booker“, sagt Barbara Bruns.

Arne Hübner hat mit dem Pop-Freaks-Festival tatsächlich festgehalten, wo der junge Pop hierzulande, in der Schweiz und in Österreich gerade steht. Auch wenn das nur Schlagworte sind: der Pop im Jahr 2015 ist musikhistorisch ziemlich fit, er erzählt Geschichten von Dir und mir, schreit seine Wut heraus und klingt nie gemütlich, aber selten zu spitz – und manchmal all das zusammen. Schön auch: (fast) alle Konzerte des Pop-Freaks-Festivals würden auf der großen Bühne funktionieren, aber im Merlin kriegt man sie hautnah zu sehen.

Frisch und mit Potenzial

Manch einer kommt durch das Pop Freaks in Sachen kleiner Clubshows womöglich erst auf den Geschmack. „Wir wollen halt etwas Frisches anbieten, von dem wir glauben, dass es Potenzial hat“, sagt Barbara Bruns. Dass die Bands davor kaum jemand kennt, könne schon vorkommen. Es sei aber auch kein Selbstzweck.

Indes: ein Festival wie das Pop Freaks wäre ohne Förderung nicht denkbar, sagt Barbara Bruns. Es laufe aber nicht schlechter als das übrige Programm des Merlin: „Wir hatten vielleicht einen, höchstens zwei Abende unter hundert Besuchern“, so Barbara Bruns.

kopfhoerer.fm war bei mehreren Pop-Freaks-Konzerten dabei. Nachlesen kann man die Gigs von Der Nino aus Wien, Klaus Johann Grobe, Gisbert zu Knyphausen, Human Abfall und Ωracles / Tristan Rêverb.

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