Das Pop-Freaks-Festival 2015 präsentiert von Donnerstag an frische Popmusik im manchmal nicht ganz so kleinen Rahmen. Drei Stuttgarter Acts sind auch mit dabei.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Mit dem Pop-Freaks-Festival im Kulturzentrum Merlin endet die jahreswechselbedingte Konzertpause in Stuttgart endgültig. Am Donnerstag beginnen die popmusikalischen Festwochen, bei denen dieses Mal durchaus nicht nur Musik gemacht, sondern auch über Musik gesprochen wird – so etwa bei den Lesungen von Rocko Schamoni und Gereon Klug oder bei den performancehaften Lese-/Musikabenden zum Festivalauftakt am Donnerstag oder am 22. Januar, wo es um osteuropäische Popmusik geht. Da ist dann unter anderem der aus dem Komma in Esslingen bekannte Felix Kubin zu Gast.

 

„Wir wollen ein Bild von der Popmusiklandschaft im deutschsprachigen Raum zeichnen“, sagt Arne Hübner, der das Programm des Festivals zusammengestellt hat. Falls Hübner das gelingt, liegen die Kraftzentren dieser Landschaft in Hamburg und Berlin, in Wien, ein bisschen in der Schweiz – und in Stuttgart.

Drei Stuttgarter Acts sind dabei

Aus der hiesigen Szene stehen etwa Human Abfall im Line-Up, die gemeinsam mit Die Nerven und Karies die Stuttgarter Noise/Punk-Welle verstärken. Ebenfalls im Pop-Freaks-Programm: die Lo-Fi-seligen Tristan Rêverb aus Schorndorf sowie der düstere Gerwald, der seine Schmusepop-Zeiten mit Yasmine Tourist endgültig hinter sich gelassen hat und im Vorprogramm von Jens Friebe auftritt.

Womit wir uns dem norddeutschen Teil des Pop-Freaks-Programms annähern. Friebe hat am Schlagzeug Chris Imler aus Berlin dabei, der 2014 mit seiner Band Oum Shatt sowie solo im Merlin auf der Bühne stand. Im Merlin wird außerdem Gereon Klug aus seinen Newslettern für den Plattenladen Hanseplatte vorlesen und die Girl-Group Half Girl wird Indie spielen. Rocko Schamoni und Gisbert zu Knyphausen treten nicht im Merlin, sondern in den Wagenhallen auf die Bühne; Knyphausen ist mit der Band des verstorbenen Songwriters Nils Koppruch auf Tour – für dieses Konzert werden auch langsam die Tickets knapp.

Über Gisbert zu Knyphausen muss man noch sagen, dass er „beim allerersten Mal alleine mit Gitarre und Kapuzenpulli im Merlin auf der Bühne stand“, wie sich Arne Hübner erinnert. Sind seine Pop-Freaks-Bookings auch eine Wette auf die Zukunft, darauf, dass ein Künstler beim nächsten und übernächsten Besuch immer größere Räume füllt? „Ich freue mich, wenn es klappt. Aber ich suche die Acts nicht unter diesem Aspekt aus.“ Sondern zur Hälfte aus den Angeboten von Bookern und zur anderen Hälfte spricht Hübner die Bands direkt an.

Und jetzt zu den Finanzen

Gut, dass es beim Pop-Freaks-Festival nur um die Musik geht. Noch besser, wenn das wie im Vorjahr große Besuchermengen mobilisiert. Damals glichen die guten Ticketverkäufe den Umstand aus, dass das Festival nicht mehr aus dem Innovationstopf der Stadt gefördert wird. Auch 2015 müssen die Kosten über Eintrittsgelder und Getränkeverkauf hereinkommen, allerdings erhält das Merlin eine von einzelnen Veranstaltungen unabhängige institutionelle Förderung.

Wie wichtig die Förderung für (noch) nicht massenkompatible, dafür innovative Popmusik ist, zeigte sich Ende vergangenen Jahres. Da kündigte das Konzertbüro Popnotpop an, keine Clubkonzerte mehr zu veranstalten. Begründung: die Rechnung geht nicht auf.

Das Pop Freaks wird auch deshalb nicht mehr extra gefördert, weil 2015 bereits die achte Auflage stattfindet – wenn man den Vorgänger „Junge Helden“ mitzählt. Die Intention ist heute dieselbe wie damals: junge Popfans ins Merlin zu holen.

Zwei Acts kommen extra fürs Festival

Barbara Bruns vom Merlin lobt die „unheimliche Strahlkraft“, die das Festival für die Stuttgarter Popkonzertszene und natürlich auch für das Merlin besitzt. Mittlerweile häufen sich auch die Anfragen von Bookern, berichtet Arne Hübner. Gut die Hälfte des Programms finde aber außerhalb von ohnehin geplanten Tourneen statt. „Oracles und Der Nino aus Wien kommen extra für dieses Konzert“, erzählt der 29-Jährige.

Stichwort Wien: „Da passiert gerade vieles, so wie auch in der Schweiz“, sagt Hübner. Im Pop-Freaks-Programmheft wird Der Nino aus Wien in einem Atemzug mit Bands wie Ja, Panik genannt, die in Stuttgart ja zumindest einen Club vollmachen. Wenn darüber hinaus Bands wie Oracles eigens aus Berlin nach Stuttgart kommen: umso besser.

„Wir wollen einfach Pop und Freaks zusammenbringen“, sagt der Booker Arne Hübner. Also: neue Popmusik im überschaubaren Rahmen. Mit Ausnahme des Knyphausen-Konzerts gibt es für Kurzentschlossene immer noch Tickets an der Abendkasse.