Seit Samstag ist das Gerber Upstairs um ein Pop-Up-Atelier reicher. Die Modeschule Kehrer will Kreativen ine Plattform bieten. Fünf Jungdesignerinnen präsentieren dort bis April ihre Arbeiten - u.a. Cemre Kaya, die wir zum Gespräch trafen. 

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Mütter und Töchter blickten neugierig durch die Fenster, Freunde und Bekannte genehmigten sich ein Glässchen Sekt und fünf Jung-Designer wirbelten aufgeregt über die Laden-Fläche: Beim Opening des Pop-Up-Ateliers am Samstag im Gerber Upstairs war mächtig was los - "sehen und gesehen werden" lautete mal wieder die Devise. Die Modeschule Kehrer wolle damit Jungdesignern wie Cemre Kaya, die ihr Label Cem van Kay am Abend u.a. bei einem Live-Foto-Shooting präsentierte, eine Plattform bieten. "Cool, dass es das jetzt gibt - mittendrin im Gerber. Jungdesigner, die frisch von der Schule kommen, können so leichter Fuß fassen", sagt die ehemalige Modedesign-Schülerin, die sich bereits ein Netzwerk aufgebaut hat.

 

Modeschule goes Pop-Up-Atelier 

Doch andere Jungdesigner müssen sich noch im Networking üben, sind dankbar für eine Plattform wie diese, die ihnen den Einstieg in die Modewelt erleichtert. Das bestätigt auch Marion Zoelle, die seit November das Zeugnis der staatlich anerkannten Mode-Designerin in der Tasche hat. Zusammen mit Cemre und den Designerinnen Anne Reissmüller, Carlotta Mayer und Sophie Eilenberger sei sie für den Aufbau und die Leitung des Pop-Up-Ateliers verantwortlich. "Wir stellen hier außerdem unsere Arbeiten vor, also ist das Ateilier auch eine Art Showroom, verkaufen aber auch und nehmen Bestellungen an", so Zoelle. 

Das Open-/Pop-Up-Atelier ist also zunächst einmal für Jungdesigner und Modeinteressierte gedacht. Den Schülern und Absolventen der Modedesignschule Kehrer wird damit von Januar bis einschließlich 1. April 2017 ein öffentlicher Ort zur kreativen Entfaltung und Präsentation bereitgestellt sowie eine Perspektive und Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit geboten. Und dieser Schritt sei nicht unbedingt leicht, weiß auch Cemre. "Es ist schwierig, die richtigen Fotografen zu finden, die mit dir shooten wollen, man muss einfach die richtigen Leute kennen. Es geht dabei gar nicht vorderrangig um Schnitt und Technik der Teile, du musst eben etwas machen, das zieht", so die 23-Jährige.

Die Mode der präsenten Jungdesignerin mit dem schwarzen Bob scheint zu ziehen. Sie stellt ihre Kollektion nicht nur im Pop-Up-Atelier aus, sondern auch im Haute-Cueture-Store im Fluxus. Es seien aber unterschiedliche Teile, betont der Kreativkop mit türkischen Wurzeln. Denn Mode sei bei ihr reine Gefühlssache und immer orientalisch angehaucht. "Meine Kollektionen sind das, was ich im Moment fühle. Ich trage eigentlich nur schwarz, die aktuelle Kollektion ist aber kunterbunt. Die nächste wird wieder schwarz. Die Teile spiegeln das wieder, was ich denke und fühle." 

Kreativ-Mekka in der Shopping-Mall

"Ein spannender Mix", das dachte sich auch die Modeschule und holte Cemre deshalb mit ins Boot. Denn auf die Mischung kommt es an, auch im Atelier. Hier sollen kreative Einflüsse aus Design, Kunst, Mode und Fotografie gebündelt und vernetzt werden und zum Austausch für Kreative aller Art dienen - ein Ort der Begegnung in Sachen Fashion und Design. Auch ein öffentlicher Einblick in die "kreative Keimstätte" wird ermöglicht.

Man kann den Jungdesignern, die täglich im Pop-Up-Atelier aktiv sind, beim künstlerischen Gestalten und handwerklichen Arbeiten über die Schulter schauen - sei es bei der Arbeit im zeichnerischen Bereich an der Staffelei, die großformatige Malerei oder Illustration, der schnitttechnischen Konstruktion oder Realisation am modernen Industrieschnellnäher. Und wer seine eigenen kreativen Fähigkeiten erfahren möchte und Lust am künstlerischen Gestalten bekommt, der kann auch selbst Hand anlegen und mitarbeiten.

Über die Dauer des Pop-Up-Ateliers sind außerdem mehrere Events, Präsentationen, Fashion-Shows und Aktivitäten wie dem Live-Unterricht der Modeschule geplant.