Sie wirken wie eine Band auf Tour. Doch die jungen Unternehmer aus Berlin haben nicht Musik, sondern Innovationen im Gepäck. Stuttgart wird bis Samstag zur Bühne für ihr Mitmach-Labor.

Stuttgart - Interessiert schaut er sich um, legt den Kopf schief, und nimmt mit der Kaffeetasse in der Hand seine Umwelt in sich auf. Der Beobachter in der Stuttgarter Calwer Passage ist jedoch nicht etwa ein normaler Mensch, bei ihm handelt es sich um Myon, einen humanoiden Roboter, der Teil des Pop-Up Labs Berlin ist. Das kreative Mitmachlabor gastiert bis Samstag im Cape Collins am Rotebühlplatz, bevor es weiterzieht nach Tel Aviv und London. Mit sich bringt es viele neue Technologien und Innovationen, wie auch den einäugigen Roboter, der seit mehr als zehn Jahren in der Beuth Hochschule für Technik in Berlin entwickelt und perfektioniert wurde.

 

Start-Up meets Grown-Up

Fast wie eine Band auf Tour reisen die jungen Wissenschaftler und Jungunternehmer in verschiedene Städte und stellen ihre neuen Ideen vor. Ihr Ziel ist es unter anderem, den Start-Up-Geist in die Welt zu tragen und so die scheinbar unüberbrückbaren Hierarchien der meisten, bereits etablierten Unternehmen aufzumischen. Außerdem sollen durch die Kampagne unterschiedlich orientierte Unternehmen zusammenfinden, aus deren Zusammenarbeit daraufhin neue, nützliche Produkte hervorgehen. Geklappt hat dies bereits für den Drohnenhersteller Bär Drone und die Licht AG Osram, die gemeinsam beleuchtete Drohnen entwickelt haben, die beispielsweise nächtliche Filmproduktionen ermöglichen und sogar der Polizei den Nachtdienst erleichtern können.

Sobald man auf den Schauplatz des Labors zuläuft, fällt einem ein kleiner, qualmender Wagen vor dem Eingang auf. Dahinter steht David Marx, Food-Designer und Eis-Revolutionär, und rührt in den dampfenden Schüsseln. Er arbeitet mit flüssigem, 196 Grad kaltem Stickstoff und erklärt in kleinen Workshops den Passanten den Ablauf der Herstellung. Der gebürtige Stuttgarter stellt seine vegane, laktosefreie Eisvariante vor. Die Speisekarte zeigt seine Kreativität, denn dass Cassis-Passionsfrucht-Eis mit gerösteten Zwiebeln gut schmeckt, davon muss man sich selbst überzeugen. „Wir versuchen die Qualität der Sterneküche bis auf die Straße zu bringen, aber eben nicht zu Sterne-Preisen, sondern zu straßentauglichen Preisen“, sagt Marx.

Wenn der Körper zum Orchester wird

Interaktivität wird groß geschrieben bei dem Pop-Up Labor. Eine der ausgestellten Innovationen bietet den Besuchern an, den eigenen Körper zum Orchester werden zu lassen. Sobald man sich vor den aufgebauten Bildschirm und die Kinect-Kamera stellt, erkennen Sensoren die Umrisse des Körpers und belegen die verschiedenen Körperteile mit Musikelementen. Bewegt man beispielsweise seinen Arm, so wird diese Bewegung in elektronische Töne übersetzt. Je mehr Körperteile man gleichzeitig bewegt, desto vollkommenere musikalische Werke können entstehen. Anfänglich war das Projekt zwar nur zu Unterhaltungszwecken gedacht, aber mittlerweile arbeiten die Gründer zu therapeutischen Zwecken auch mit der Parkinsonstiftung zusammen. Das auditive Feedback auf Bewegungen zeigt Fortschritte auf und lässt den Schmerz der Patienten in den Hintergrund rücken.

Michi Beck macht Mucke

Im Rahmen des Programms wird der Rapper Michi Beck in der Geburtsstätte seiner Band „Die Fantastischen Vier“ im Cape Collins auflegen. Der Ur-Stuttgarter und Wahl-Berliner gibt am Donnerstag, 8. September, um 22 Uhr seine Musik zum Besten. Um an dem Event teilhaben zu können, sollte man sich in der Szenebar auf die Gästeliste schreiben lassen, da der Platz begrenzt ist.