Mehr als 2200 Schüler haben sich am Freitag im Porsche-Ausbildungszentrum in Zuffenhausen über Berufe beim Sportwagenbauer informiert. Längst interessieren sich nicht mehr nur Jungs für die schnellen Flitzer aus Stuttgart.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Zuffenhausen - Dass Manolya Cebeci einmal einen Beruf erlernen möchte, der mit Autos zu tun hat, stand für sie schon früh fest: „Als Kind habe ich in meinen Puppenwagen Autos reingelegt“, erzählt die 18-Jährige. Inzwischen hat sie ihren Traum verwirklicht und lernt bei der Firma Porsche den Beruf der System- und Hochvolttechnikerin. „Man kann hier vieles selber ausprobieren und bei Fehlern wird einem geholfen“, erzählt sie von ihrer Ausbildung bei dem Zuffenhäuser Sportwagenhersteller. Dass ihre Kollegen überwiegend Männer sind – aktuell beträgt der Anteil der weiblichen Azubis im gewerblichen Bereich 20 Prozent – stört sie überhaupt nicht. „Die Jungs sind echt in Ordnung und helfen auch mal, wenn ich etwas nicht hochheben kann. Aber mit der Zeit schaffe ich das eh meistens selber“, sagt sie und lacht.

 

Am Freitag hat Manolya Cebeci anderen Autofans über ihre Ausbildung berichtet. Beim Tag der offenen Tür im Ausbildungszentrum, den Porsche jedes Jahr veranstaltet, haben sich Schüler über die verschiedenen Möglichkeiten informiert. Mit mehr als 2200 Besuchern waren so viele wie noch nie an die Stammheimer Straße gekommen. „Es gibt bei uns drei Bereiche: Wir haben kaufmännische und technische Auszubildende und Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg“, sagt Norbert Göggerle, der Leiter der technischen Berufsausbildung. Ihnen allen wird garantiert, dass sie später übernommen werden.

Auf 150 Stellen kommen mehr als 6000 Bewerbungen

Wie im Vorjahr hat Porsche auch im nächsten Ausbildungszyklus wieder 150 Stellen ausgeschrieben, davon zwei Drittel im gewerblichen Bereich. Bewerber wird es voraussichtlich wieder um ein Vielfaches geben – vergangenes Jahr waren es genau 6307. Einen Tag der offenen Tür müsste Porsche demnach nicht eigens veranstalten, um Schulabgänger für das Unternehmen zu interessieren. „Aber das ist inzwischen Tradition bei uns“, sagt der Porsche-Sprecher Eberhard Scholl. „Außerdem sind wir stolz auf unsere Ausbildung und möchten zeigen, was wir jungen Menschen bieten können.“ Zudem solle den Schülern die Möglichkeit gegeben werden, sich auf Augenhöhe mit Auszubildenden auszutauschen, ergänzt Claudia Schwämmle, die Leiterin der kaufmännischen Berufsausbildung. „Und sie sollen ein Bauchgefühl dafür kriegen, ob sie sich im Unternehmen wohlfühlen“, sagt sie.

Neu war beim diesjährigen Tag der offenen Tür der Bereich „Faszination Produktion“. In einem separaten Raum erzählten Facharbeiter, von denen einige einst selbst bei Porsche ausgebildet wurden, von ihrem Berufsalltag und den betriebsinternen Entwicklungsmöglichkeiten. „Es soll deutlich werden, dass sie einen sehr anspruchsvollen Job machen“, sagt Göggerle. Das Vorurteil vom einfachen Arbeiter am Band sei keineswegs zutreffend.

Von der Werkbank zum modernen Ausbildungszentrum

Die Ausbildung hat sich seit 1951, als der erste Auszubildende bei Porsche angestellt wurde, stetig weiterentwickelt. „Damals gab es nur eine Lehrecke mit einer kleinen Werkbank“, erzählt Schwämmle. 1985 wurde das heutige Ausbildungszentrum bezogen. Seit September 2013 ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Neubau am Entstehen. Auf 7500 Quadratmetern sollen ab September 2015 die nächsten Auszubildenden unterrichtet werden. Porsche investiert laut Göggerle rund 30 Millionen Euro in den Neubau. Was mit den Räumen des alten Ausbildungszentrum geschehe, stehe aber noch nicht fest.