Der Gesamtbetriebsratschef von Porsche, Uwe Hück, mahnt ein Umdenken der Automobilhersteller an: Die Produktion dürfe nicht radikal in Billiglohnländer verlagert werden. Der künftige US-Präsident Donald Trump habe mit seiner Kritik daran „den Nerv getroffen“.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Während die Opel-Mutter General Motors scheinbar dem Druck des künftigen US-Präsidenten Donald Trump nachgibt und in den nächsten zwei bis drei Jahren 5000 Arbeitsplätze in den USA schaffen will, droht der deutschen Automobilindustrie eine Konfrontation mit Trump. Neuester Anlass ist seine Warnung, die Einfuhr von Autos oder Fahrzeugteilen von Mexiko in die USA mit Steuern von bis zu 35 Prozent zu belegen.

 

Der Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsratsvize von Porsche, Uwe Hück, bemüht sich nun um einen Weg der Verständigung: „Was Donald Trump jetzt gesagt hat, muss die Automobilindustrie vor allem im Land des Exportweltmeisters Deutschland sehr beunruhigen“, betonte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seine Empfehlung: „Die Automobilfirmen sollten schnell einen Runden Tisch mit Trump machen, und man sollte ihn in unsere intergalaktischen Werke einladen.“ Trump sei der gewählte Präsident – man müsse ihn überzeugen und fragen, wo man helfen könne. „Eine engstirnige Konfrontation mit ihm würde unserer Industrie schaden.“

Trumps Warnungen als „Weckruf“ bezeichnet

Die Drohungen des Republikaners mit Strafsteuern stellt Hück als „Weckruf“ dar. „Er zeigt uns, dass auch wir umdenken müssen“, sagt der Porsche-Mann. „Da hat er schon den Nerv getroffen: Wir müssen in den eigenen Ländern und dort, wo wir die Autos verkaufen, investieren.“ Trump wisse, dass die Globalisierung nicht aufzuhalten sei. Die Automobilindustrie brauche die internationale Fertigung, „aber wir sollten eines nicht machen: nur in den Billiglohnländern Autos bauen und in den Industrieländern Arbeitslosigkeit herbeiführen“. Viele Arbeiter in den USA hätten unter der Verdrängung der Produktion in Billigländer gelitten. „Deutschland könnte nicht die ganze Fertigungstiefe selbst bewerkstelligen, dann wären wir nicht mehr konkurrenzfähig“, so Hück. „Wir brauchen Zulieferung aus anderen Ländern.“ Aber dies müsse „zu anständigen Bedingungen“ passieren. Gefordert sei somit eine „kluge Mischung“.

Als Beispiel nennt der Gesamtbetriebsratschef die Pläne für die Elektromobilproduktion in Zuffenhausen, die ihm noch vor zwei Jahren keiner zugetraut hätte. Seinerzeit habe er das Gespräch mit dem Vorstand gesucht unter der Überschrift: Lasst mich ein Angebot machen. Nun will Hück noch mehr: „Warum stärken wir jetzt nicht die Batteriezellenfertigung, um die neue Technologie bei uns zu haben?“ Spätestens in fünf Jahren, davon sei er überzeugt, werde es ein neues Ladesystem für die Fahrzeuge geben, zum Beispiel mit Solarzellen im Lack. Die Verbrenner werde es – im geringeren Umfang – auch noch in 15, 20 Jahren geben. Sie würden dann in den Ländern gebraucht, wo die Infrastruktur nicht so schnell modernisiert werden kann.