Drei Jahre lang war die Stelle der Schulleitung am Ferdinand-Porsche-Gymnasium unbesetzt. Mit Carmen Nasse gibt es nun eine neue Rektorin. Bereits in der Einarbeitungsphase wurde ihr klar, dass einige Herausforderungen auf sie zukommen.

Zuffenhausen - Franken dürfen das“ – lautet einer der Sprüche, die über dem Schreibtisch von Carmen Nasse hängen. Gleich neben einem Bild, auf dem das „Weltkulturerbe Bamberg“ abgebildet ist. Dass das Herz der neuen Schulleiterin des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums (FPGZ) nach wie vor an ihrer Heimat hängt, darüber gibt es keinen Zweifel. Schon gar nicht, wenn man mit der 44-Jährigen ins Gespräch kommt – was nicht zuletzt an ihrem fränkischen Dialekt liegt. „Für mich war es eine ganz bewusste Entscheidung, wieder in den Süden zu gehen. Die Menschen hier sind entspannter und besser gelaunt“, sagt Nasse. Ihre letzte berufliche Station war Braunschweig, wo sie das Gymnasium Raabeschule geleitet hatte. Allerdings scheint sie in Niedersachsen nie wirklich richtig heimisch geworden zu sein: „Hier in Stuttgart kann ich endlich wieder Dialekt sprechen, ohne dass mich die Leute komisch anschauen.“

 

Geboren und aufgewachsen in Kulmbach, trat Nasse nach dem Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch und Englisch im Jahr 2001 ihre erste Stelle als Studienrätin in Bamberg an. Seit 2003 leitete sie zudem das dortige Studienseminar Pädagogik und arbeitete in der Lehreraus- und -weiterbildung. Weitere Stationen waren die Universität Bamberg und das Institut für Schulqualität und Bildungsforschung in München. Dann verließ sie Süddeutschland in Richtung Niedersachsen und wurde in Braunschweig zunächst Standortleiterin des Gymnasiums Kleine Burg, 2015 übernahm sie schließlich das Gymnasium Raabeschule.

Respekt vor der neuen Stelle

Trotz ihrer Erfahrung tritt Nasse ihre neue Stelle am Porsche-Gymnasium mit viel Respekt an: „Die Herausforderungen sind groß, schon die Einarbeitung kann man getrost als spannend bezeichnen“, sagt sie. Bereits an ihren ersten Arbeitstag im August stand die neue Rektorin vor vollendeten Tatsachen: Der Schulhof war aufgerissen, außerdem gab es im Gebäude keine funktionsfähigen Toiletten. „Von den Bauarbeiten hatte mir niemand etwas gesagt“, erzählt sie. Nicht nur was die Sanierung angeht, auch personell wird sie einige Klippen zu umschiffen haben: Der stellvertretende Schulleiter Kai Salmen, der das FPGZ in den vergangenen drei Jahren kommissarisch geleitet hatte, verließ Zuffenhausen in Richtung Heinrich-Heine-Gymnasium in Ostfildern. Einen Nachfolger für ihn gibt es noch nicht. Zudem muss in der fünften Klassenstufe der naturwissenschaftliche Unterricht um 50 Prozent gekürzt werden, da momentan Lehrer fehlen.

Eine Bleibe hat Nasse in Bad Cannstatt gefunden. Zwei der vier Kinder sind aus dem Haus, ihr Ehemann arbeitet als Lehrer am Kepler-Gymnasium. Den Weg zur Arbeit legt die 44-Jährige täglich mit dem E-Bike zurück. „Das brauche ich als Ausgleich“, sagt sie. Vernetzung, Digitalisierung, Ganztagesbetreuung – das sind die Themenbereiche, denen sich die neue Schulleiterin besonders intensiv widmen möchte. „Ein guter Lehrer brennt für seine Fächer“, sagt Nasse. Wichtig sei zudem, den Stoff glaubhaft zu vermitteln. Was ihren Job als Schul-Chefin angeht, so will sie vor allem auf natürliche Autorität und gegenseitigen Respekt setzen. Gerecht sein und Entscheidungen eindeutig begründen, so beschreibt sie ihre Linie. Franken, so darf man getrost vermuten, können das.