Neues Kapitel der Übernahmeschlacht von Porsche und VW: Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch gegen Aufsichtsräte des Sportwagenbauers. Sie wären nicht die Ersten, die deswegen ins Visier der Behörde geraten.

Stuttgart - Nach der Übernahmeschlacht von Porsche und VW ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft nach Informationen des „Spiegel“ nun auch gegen Aufsichtsräte von Porsche. Sie stehen im Verdacht, gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben, schreibt das Magazin in seiner Online-Ausgabe am Montag. Die Anklagebehörde war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

 

Dem Aufsichtsrat gehören neben dem Chefkontrolleur von Porsche, Wolfgang Porsche, unter anderem auch VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch sowie die Familienmitglieder Hans Michel Piëch, Oliver Porsche sowie der einstige Henkel-Chef Ulrich Lehner an.

Dass die Ermittlungen nun ausweitet werden, könnte nach dpa-Informationen damit zusammenhängen, dass mögliche Gesetzesverstöße im März dieses Jahres verjährt wären. Die neuen Ermittlungen könnten daher als „vorsorglicher Schritt“ der Anklagebehörde gewertet werden, die Verjährung auszusetzen.

Anklage wurde bereits im Dezember erhoben

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im Dezember Anklage gegen den früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Ex-Porsche-Finanzchef Holger Härter wegen Marktmanipulation erhoben.

Nun stehen laut „Spiegel“ auch Aufsichtsräte im Verdacht, während der Übernahmeschlacht um VW gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben.

Die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen 2008/2009 hat ein langes juristisches Nachspiel. Dabei geht es neben Milliardenklagen auch um strafrechtliche Ermittlungen. Porsche hatte sich bei dem Versuch, VW zu übernehmen, verhoben. Inzwischen gehört das in der Porsche AG gebündelte Sportwagengeschäft zum VW-Konzern.

Die Staatsanwaltschaft vermutet laut „Spiegel“, dass Mitglieder des Aufsichtsrats gegen Paragraf 20a des Wertpapierhandelsgesetzes verstoßen haben. Dieser stellt die Manipulation von Aktienkursen durch falsche Informationen unter Strafe. Der Porsche-Aufsichtsrat habe seit 2005 in vielen Sitzungen den Aufbau einer Beteiligung von Porsche am VW-Konzern besprochen und darüber entschieden.

Das Manager-Duo weisen Anschuldigungen zurück

Porsche-Chef Wiedeking, der 17 Jahre lang die Geschicke von Porsche lenkte, soll der Prozess wegen Marktmanipulation gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Top-Manager vor, während des Übernahmeversuchs von Porsche bei Volkswagen Anleger und Finanzwelt getäuscht zu haben.

Die Ermittlungsbehörde klagte auch Wiedekings damaligen Porsche-Finanzchef Härter an, der sich aktuell schon wegen Kreditbetrugs vor dem Landgericht Stuttgart verantworten muss. Ob das Ex-Managerduo wegen der Manipulationsvorwürfe tatsächlich in einem gemeinsamen Prozess vor den Richter muss, muss das Landgericht noch entscheiden. Wiedeking und Härter hatten die Vorwürfe über ihre Anwälte in einer gemeinsamen Stellungnahme als haltlos zurückgewiesen.