Der Auftritt von Maria Scharapowa beim Porsche Tennis Grand in Prix in Stuttgart lehrt Eines: Der Zuschauer muss den Sport nehmen, wie er ist – oder zu Hause bleiben, meint Sportredakteur Gregor Preiß.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Maria Scharapowa muss sich in den tollen Tagen von Stuttgart wie ein zwar eingeladener, aber unwillkommener Partygast vorgekommen sein. Ihr persönlich war das einerlei, schließlich ging es der Grand Dame des Tennis schon immer nur um sich und den eigenen Erfolg. Ungeliebt im Kreis der Kolleginnen, zeigte ihr bei der Rückkehr nach 15-monatiger Dopingsperre auch noch das Stuttgarter Publikum die kalte Schulter. Maria Scharapowa muss sich in den Tagen von Stuttgart wie ein zwar eingeladener, aber unwillkommener Partygast vorgekommen sein. Ihr persönlich war das einerlei, schließlich kennt sie es von ihrem Leben auf der Tennis-Tour nicht anders. Ungeliebt im Kreis der Kolleginnen, zeigte ihr bei der Rückkehr nach 15-monatiger Dopingsperre auch noch das Stuttgarter Publikum die kalte Schulter.

 

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Turnierdirektor Markus Günthardt vernahm die unterkühlte Stimmung rund um den Superstar sehr wohl, freute sich am Ende der Turnierwoche aber vor allem über sein geglücktes PR-Ass. 250 Journalisten aus aller Welt – 50 Prozent mehr als sonst – berichteten über den Porsche-Grand-Prix und das Comeback des Covergirls des Damentennis. Insofern hat der Veranstalter mit seiner regeltechnisch abgesicherten Wildcard-Vergabe alles richtig gemacht.

Welches Signal hätte der seit 40 Jahren aktive Hauptsponsor außerdem gesendet, würde er seine Markenbotschafterin in ihrer Rolle als reuige Sünderin plötzlich wie einen alten Schläger in die Ecke donnern?

Der Macher des Stuttgarter Turniers hat recht, wenn er in der Causa Scharapowa einiges an Heuchelei beklagt. Im Umgang der Spielerinnen untereinander, aber auch seitens der Fans. Die Zuschauer in der an fast allen Tagen ausverkauften Halle wissen schließlich genau, dass ihnen die Welt des Hochglanzsports nicht nur Glanz und Gloria, Titel und Triumphe bietet, sondern auch Abgründe. Keine Kirche ohne Sünde –und kein Sport ohne (Doping-)Sünder. Trotzdem wollen weiterhin alle Teil der Party sein.

Mit Blick in die Zukunft sollten die Veranstalter des bei Fans wie Spielerinnen so beliebten Turniers den Bogen nur nicht überspannen. Zumindest ein Geschmäckle hat die Scharapowa-Einladung aus Stuttgart davongetragen. Der Porsche-Grand- Prix war dank seiner Tradition und der heimeligen Atmosphäre immer etwas Besonderes. Eine große Öffentlichkeit ist wichtig – aber nicht alles.