Die 55 Jahre alte OPEC mit Sitz in Wien hat einen Überraschungsschlag gelandet. Doch wer genau steckt hinter der Organisation?

Stuttgart - Der algerische Energieminister Noureddine Bouterfa hatte es schon geahnt, als er Mittwoch zu einem informellen Treffen der OPEC-Mitglieder nach Algier eingeladen hatte: „Wir werden nicht mit leeren Händen diese Konferenz verlassen.“ Und so kam es dann auch. Nach sechsstündigen Verhandlungen einigten sich die Vertreter der 14 OPEC-Länder am späten Mittwochabend auf eine Drosselung der Ölfördermenge – dem jahrelangen Sinkflug des Ölpreises könnte damit Einhalt geboten sein. Der Ölpreis war seit seinem Rekordhoch von 100 Dollar pro Barrel Mitte 2014 abgestürzt auf ein Rekordtief, das im Januar 2016 bei nur noch 30 Dollar pro Barrel betrug. Was Autofahrer und Heizölkunden erfreute, das stürzte viele Öl-Förderstaaten in die Krise.

 

Politische Feinde an einem Tisch

Die OPEC – die Organisation erdölexportierender Länder – ist 1960 als ein Kartell in Bagdad gegründet worden. Sie hat sich zur Aufgabe gesetzt, durch Festlegung von Förderquoten ihrer Mitglieder einen Einfluss auf den Ölpreis zu nehmen. In ihrer Geschichte ist ihr dies mal mehr und mal weniger gelungen, oft waren es Kriege oder wirtschaftliche Entwicklung – etwa der Wirtschaftsboom Chinas mit einer hohen Energienachfrage – die stärkeren Einfluss auf den Ölpreis hatten. Und oft hielten sich die Länder nicht an die Quoten. Die OPEC, auf Englisch steht das Kürzel für „Organization of the Petroleum Exporting Countries“, zählt 14 Mitglieder. Ihre sechs Schwergewichte sitzen im Nahen Osten: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Kuwait, Iran und Irak. Und es ist ein politischer Nebeneffekt, dass verfeindete Staaten wie Saudi-Arabien und der Iran – die in den Krisenherden des Nahen Ostens auf gegnerische Rebellengruppen setzen – sich wirtschaftlich in der OPEC an einen Tisch setzen.

Fünf OPEC-Mitglieder stammen aus Afrika: Algerien, Angola, Libyen, Nigeria und Gabun. Schließlich gehören noch zwei Südamerikaner dazu – Ecuador und Venezuela, sowie Indonesien. Die USA, Russland, Kanada und China, die ebenfalls zu den weltweit führenden Ölproduzenten gehören, sind nicht Mitglied der OPEC. Der Versuch der OPEC, einen monopolisierten Markt zu bilden, wird dadurch erheblich erschwert. Aber zumindest aus Russland gibt es eine positive Resonanz auf den Beschluss von Algier: „Sollte es ein Angebot geben zu einem Treffen zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern, nehmen wir es an“, sagte Russlands Energieminister Alexander Nowak der Agentur Interfax zufolge.

Das Sekretariat ist im Wiener Börsenviertel

Die Organisation hat sich feste Strukturen gegeben, mit einer Ministerkonferenz, dem Rat der Gouverneure, einem Generalsekretär, einem Präsidenten sowie einem Sekretariat in Wien. 2010 bezog die OPEC in Wien an der Helferstorferstraße nahe der Börse ein neues Gebäude – den überraschenden Beschluss trafen die Ölmagnaten aber in der Hauptstadt von Algerien, das unter den OPEC-Ländern als Hardliner gilt.