Vedad Ibisevic hat beim 3:1-Sieg gegen Schalke alle drei Tore für den VfB erzielt. Als Andenken nahm er hinterher den Spielball mit nach Hause.

Stuttgart - In den Trolley von Vedad Ibisevic (28) passt allerhand hinein. Das Handtuch, der Fön, die Haarbürste und ein Duschgel sowieso, aber auch Wäsche zum Wechseln. Das Köfferchen steht neben ihm, als Ibisevic nach dem 3:1-Sieg des VfB gegen Schalke erzählt, wie er die drei Treffer erzielt hat. Da ahnt keiner, was noch in diesem Trolley steckt. Denn als Andenken hat sich Ibisevic heimlich den Spielball eingepackt. Das wird erst bekannt, als er die Arena verlassen hat. Deshalb gilt Ibisevic nun auch als der Balldieb von Stuttgart.

 

Den Ruf des Torjägers besitzt er dagegen schon lange, da er beispielsweise in den ersten 17 Partien der Saison 2007/08 18 Mal für Hoffenheim getroffen hat. Und in den 23 Pflichtspielen, die Ibisevic in dieser Runde für den VfB bestritten hat, war er auch bereits 17 Mal erfolgreich. Insgesamt brachte er es in der Bundesliga bisher auf 145 Einsätze mit 67 Treffern. Zudem führt er die aktuelle Torschützenliste mit zehn Toren an. Das kann sich sehen lassen.

Ibisevic ist für seine Gegenspieler schwer zu fassen. Er ist kein Stürmer, der die Wucht von Mario Gomez hat. Er ist auch kein so begabter Kombinationsspieler wie Miroslav Klose und kein so gewiefter Tempodribbler wie Marco Reus. Er ist kein Kopfballspezialist wie Zlatan Ibrahimovic und kein Sprinter wie Cristiano Ronaldo. Er ist im Zweikampf nicht so geschickt wie Wayne Rooney. Er hat weder die mitreißende Art von Didier Drogba noch die Technik von Lionel Messi. Er hat auch nicht den harten Schuss von Mario Balotelli oder die Raffinesse von Thomas Müller. Ibisevic ist wie Ibisevic. Er hat von allen und allem etwas. „Es gibt kein Geheimnis“, sagt er, „ich versuche nur, mich auf meinen Job zu konzentrieren.“

Diese Sätze könnte einst auch der junge Bruno Labbadia von sich gegeben haben, mit dem er vielleicht am ehesten zu vergleichen ist. „Ich weiß, wie solche Stürmer ticken“, sagt der VfB-Trainer über Ibisevic. Das ist so, weil Labbadia früher selbst ein ähnlicher Spieler war: eher unscheinbar, aber mit dem Talent ausgestattet, im richtigen Moment an der richtigen Stelle aufzutauchen – da, wo es der Gegner am wenigsten erwartet und wo es ihm am meisten schadet. Bei Ibisevic klappt das erstaunlich oft. Er trifft und trifft und trifft – und das wie selbstverständlich. Selten fallen seine Tore nach spektakulären Fallrückziehern oder anderen außergewöhnlichen Einlagen. Von außen betrachtet wirken die Aktionen vielmehr einfach, aber dennoch sind sie für die Verteidiger schwer bis gar nicht zu verhindern. Das ist Ibisevic.

Die Mischung macht’s. So wie er spielt, ist er auch außerhalb des Platzes. Er ist keine Plaudertasche, aber auch kein Schweiger. Er ist weder übertrieben freundlich noch unfreundlich, weder verbindlich noch unverbindlich, weder arrogant noch bescheiden. Er ist nicht besonders humorvoll und nicht todernst. „Hinter meinen Toren steckt auch Arbeit“, sagt Ibisevic, ehe er die Frage, ob er sich nach seinem Dreierpack gegen Schalke auf die Schultern klopfen dürfe, so beantwortet: „Ja, warum nicht?“

Dann schiebt er den Trolley hinaus in den Abend. Der unberechenbare Balldieb von Stuttgart hat wieder zugeschlagen.