Janina Kugel hat den derzeit wohl schwierigsten Job bei Siemens. Als Personalchefin steht die 47-jährige Stuttgarterin beim geplanten Kahlschlag an vorderster Front.

München - Es ist ihr Härtetest. Seit 16 Jahren ist die gebürtige Stuttgarterin Janina Kugel bei Siemens, seit zweieinhalb Jahren sitzt sie als Personalchefin für weltweit rund 370 000 Siemensianer im Vorstand. Nun muss sie den geplanten Abbau von rund 7000 Arbeitsplätzen, die Hälfte davon in Deutschland, sowie die mutmaßliche Schließung mindestens zweier deutscher Werke moderieren. Die 47-Jährige schreckt davor nicht zurück. „Ich bin nicht zartbesaitet, auf solchen Positionen braucht es Nehmerqualitäten“, hat die Managerin nach ihrer Bestellung zur Arbeitsdirektorin gesagt. Wer ihr bei solchen Sätzen in die Augen blickt, der ahnt, dass diese Selbstbeschreibung stimmt.

 

Über ihre Herkunft und ihr Privatleben gibt sie dagegen nur wenig preis. Mit ihrem Ehemann und ihren Zwillingen lebt sie in München. Studiert hat die Volkswirtin in Mainz und dem italienischen Verona. Von der Beraterfirma Accenture kam sie 2001 zu Siemens, in die längst abgestoßene Kommunikationssparte. Kugel weiß also, wie einst mächtige Geschäfte sterben.

Die Personalchefin ist direkt und unmissverständlich

Eine gewisse Härte wird offenkundig, wenn sie das Wort zu den aktuellen Kahlschlagplänen bei Siemens ergreift. Sie wirkt dann wie die Frau fürs Grobe – direkt und unmissverständlich. Ja, bei Siemens gebe es den Radolfzeller Beschäftigungspakt, der normalerweise betriebsbedingte Kündigungen und Schließung heimischer Standorte ausschließt, sagt sie. Aber im Kraftwerksgeschäft sei die Lage nicht normal, und für solche Fälle gebe es im Pakt eine Öffnungsklausel, die alles klar regelt. Auf dieser Basis können wir nun reden. Ende der Ansage.

Im Männerverein Siemens hat sich Kugel jedenfalls im Vorstand etabliert, was vor ihr kaum einer Frau wirklich gelungen ist. Es gibt nicht wenige, die sie derzeit sogar in der internen Hierarchie als die Nummer zwei hinter Konzernchef Joe Kaeser sehen. Die Stuttgarterin ist das junge und weibliche Gesicht des Konzerns, dem Zeitgeist verbunden. Bei Twitter könnte sie in Sachen Mitteilungsfrequenz dem US-Präsidenten Donald Trump Konkurrenz machen. Inhaltlich sind ihre Tweets allerdings deutlich gehaltvoller. Auch bringt die so ehrgeizige wie disziplinierte Managerin so leicht nichts aus der Fassung, was mit Blick auf die aktuelle Lage im Haus sicher keine schlechte Eigenschaft ist.