Peter Epp ist querschnittsgelähmt und der Motor des Zentrums für selbstbestimmtes Leben. Er engagiert sich ehrenamtlich und weiß gut von der beruflichen Motivation von Menschen mit einer Behinderung.

S-West - Wie schwierig es ist, trotz Behinderung einen Beruf zu finden, weiß Peter Epp aus eigener Erfahrung. „Viele Arbeitgeber ziehen zurück, sobald es konkreter wird“, berichtet er. „Das wurde erst in den letzten Jahren etwas besser“. Peter Epp, Jahrgang 1955, muss es wissen, denn er ist gerade einmal 26, als eine Gewehrkugel schräg in seinen Hals einschlägt und dabei die Wirbelsäule streift. Er überlebt zwar, doch die fatale Unfallfolge – Querschnittslähmung – prägt fortan sein Leben. 1984 bis 1986 wird er in 22 Monaten zum Industriekaufmann umgeschult. Aus den Erfahrungen der anschließenden Jobsuche erklärt er die Motivation für sein ehrenamtliches Engagement im Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZSL) an der Reinsburgstraße 56.

 

Mit hoher Motivation am Arbeitsplatz

„Behinderte sind extrem motiviert, ihren Beruf erfolgreich und auf Augenhöhe mit Nichtbehinderten zu meistern“, sagt Peter Epp. „Und der Mittelstand könnte außerdem durch die Fördertöpfe etwas davon haben“, sagt er. Der Staat übernehme einen Großteil der Lohnkosten von Behinderten, die Kosten beispielsweise für die Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes würden von den bundesweit für die Eingliederung von Behinderten zuständigen Integrationsämtern getragen.

Gespräche mit den Krankenkassen seien ein Kampf

Mit Hilfe eines Headsets berät Peter Epp Anrufer im ZSL: Zum Arbeitgebermodell für Behinderte, zu ihrem persönlichen Budget, zu Hilfsmitteln und Wohnungsumbau und gelegentlich auch bei persönlichen Problemen. „Man darf nicht lockerlassen“, betont Peter Epp mit seiner angenehm tiefen Stimme. „Der Umgang mit Krankenkassen ist immer ein Kampf!“ Und: „Im Sozialstaat steht – gerade – Menschen, denen es schlecht geht, etwas zu!“ Wie sehr ihm abwimmelnde Bürokraten und das Sparen am falschen Ort zuwider sind, gibt er in einem anderen Satz zu erkennen: „Früher hatte ich bequeme Kontaktlinsen. Doch die scheinen heute nur noch verordnet zu werden, wenn man keine Ohren mehr hat!“

Irland und Dänemark sind Deutschland weit voraus

Da Peter Epp oft und gerne auf Reisen geht, berät er im Rahmen der Touristikmesse CMT bei der Behinderten-Touristik. Er weiß natürlich auch, wie in vorbildlichen Ländern auf die Bedürfnisse von Blinden, Rollstuhlfahrern und anderen Behinderten eingegangen wird: „In Irland ist fast jeder Pub, jede Gaststätte mit einer barrierefreien Toilette ausgestattet. Akustisch unterstützte Verkehrsampeln und abgeschrägte Bordsteine für Blinde, wie in Dänemark und anderen Ländern, sollten von Deutschland unbedingt übernommen werden.“ Auch die USA hat Peter Epp bereist. „An Bord einer Cessna“, erzählt er. „Die Amis sind Waffennarren. Von Obama habe ich mir versprochen, dass er weit mehr gegen den privaten Waffenbesitz in den USA zu unternehmen versucht. Ich habe aber nicht erwartet, dass er es auch tatsächlich schafft“.

Die Beratungsstelle ist auf das Ehrenamt angewiesen

In seiner Freizeit geht Peter Epp außerdem sehr gerne auf Konzerte: Rock, Blues, Hard Rock und gelegentlich Heavy Metal. „Er ist ein alter Rocker“, schmunzelt sein ZSL-Kollege Fabian Kübler, den es an den Wochenenden eher zu den VfB-Spielen zieht. „Peter Epp ist nicht nur für die Beratungsstelle, sondern für den ganzen Verein Aktive Behinderte Stuttgart (ABS) das umtriebige Bindeglied zwischen der Beratung im ZSL, der Trägerschaft und den Mitgliedern“. Außerdem setze er sich nachhaltig für die gleichberechtigte Teilhabe von Behinderten am gemeinschaftlichen Leben ein, dies mehrere Stunden täglich, so Kübler weiter. „Ohne sein ehrenamtliches Engagement wäre die Beratungsstelle gar nicht zu halten. Er versucht, an vielen Schrauben zu drehen und ist in vielen Arbeitskreisen und im Rahmen der Finanzplanung erfolgreich aktiv“.

Kontakt:
Zentrum selbstbestimmtes Leben – Aktive Behinderte in Stuttgart e.V., Reinsburgstraße 56, 70178 Stuttgart, Telefon 780 18 58,