Die promovierte Ingenieurin Heike Hanagarth wechselt aus der Autoindustrie als neue Technikchefin zur Bahn. Sie ist selbst in Expertenkreisen völlig unbekannt. Zumindest scheint Grube sie näher zu kennen.

Berlin - Vorstandsjobs bei großen Konzernen gelten allgemein als begehrte Arbeitsplätze. Wenn es sich aber um das neue Ressort Technik bei der Deutschen Bahn (DB) handelt und dafür nach dem Willen von DB-Chef Rüdiger Grube ausschließlich eine Frau in Frage kommt, dann muss man offenbar tief graben, um fündig zu werden. Die nun Auserwählte heißt Heike Hanagarth und ist selbst in Expertenkreisen völlig unbekannt. Weder beim neuen (DB), noch beim alten (BMW) oder früheren (Tognum) Arbeitgeber weiß man Genaueres über sie zu berichten, was im starken Kontrast zu ihrer künftigen herausgehobenen Stellung bei der Bahn steht. Immerhin ist die 1959 geborene Ingenieurin die erste, in einem deutschen Großkonzern für Technik zuständige Topmanagerin.

 

Zumindest scheint Grube sie näher zu kennen. „Wir freuen uns sehr, dass eine solch exzellente Kollegin künftig zu unserem Vorstandsteam gehört“, begrüßte sie der DB-Chef in den eigenen Reihen. Wer von der Bahn aber Näheres über die neue Hoffnungsträgerin erfahren will, hört einen enttäuschenden Satz. „Uns ist nichts bekannt und es ist auch keine Information über Frau Hanagarth geplant.“ Abgeworben wurde die große Unbekannte vom Autobauer BMW, wo sie seit dem vorigen Jahr die Motorenfertigung im Münchner Werk leitet. „Keine exponierte Rolle, dritte Managementebene, kenne ich nicht“, heißt es dort an verschiedenen Stellen. Auch beim Friedrichshafener Großmotorenbauer Tognum, wo die promovierte Ingenieurin bis Ende 2011 immerhin 13 Jahre lang gearbeitet hat, ist sie nicht in bleibender Erinnerung geblieben. „Wir können nicht weiterhelfen“, bedauert man auch dort. Wer das Internet durchforstet, erfährt gerade noch, dass die verheiratete Mutter eines Sohnes wissenschaftliche Arbeiten zum Einsatz von Kühlschmierstoffen im Fahrzeugbau verfasst hat.

Ihre berufliche Karriere begann nach einem Maschinenbaustudium in Karlsruhe 1988 als Assistentin der Werksleitung im Mannheimer Nutzfahrzeug-Motorenbau des Daimler-Konzerns. Frühere Vorgesetzte haben sie einmal als kompetent und strategisch erfahren bezeichnet – auch im Bereich Qualitäts- und Risikomanagement. Über die Stationen Tognum und BMW kommt sie nun zur Bahn, wo sie wohl vor allem die Risiko- und Qualitätsexpertise gut brauchen kann. Insofern hat die 54-jährige genügend Gelegenheit, sichtbar ihre Handschrift zu hinterlassen bei einem Job, um den sich die Kandidatinnen offenbar nicht gerade gerissen haben.