Claus Schmiedel ist Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag – und einer der bekanntesten Politiker in Baden-Württemberg. Zittern muss er trotzdem. Dass er wieder in den Landtag kommt, ist keinesfalls sicher.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Falls sich Claus Schmiedel Sorgen um seine politische Zukunft macht, lässt er es sich nicht anmerken. Fast schon leise, aber wie immer selbstbewusst spricht er, der eher als Mann der lauten Töne gilt, über die schwierige Ausgangslage seiner Partei – die auch seine persönliche Ausgangslage erschwert. Sollten die Sozialdemokraten, wie es Umfragen vorhersagen, am 13. März bei nur mehr 16 Prozent landen, wird es eng für Schmiedel. Sollte er es nicht schaffen, wäre das eine Zäsur für ihn und die Genossen. Seit 1992 sitzt Schmiedel im Landtag, seit 2008 ist er Fraktionsvorsitzender – er ist einer der bekanntesten SPD-Politiker im Land.

 

Auf diese Prominenz setzt Schmiedel. Seit fünf Jahren sei er nun Vorsitzender einer Regierungsfraktion, sagt er, da werde man anders wahrgenommen als in der Opposition. „Die Leute kennen mich, und ich glaube, dass ich eine gewisse Wertschätzung genieße.“ Er halte sich für politisch nicht „ganz unbegabt“.

Schmiedel ist gegen eine „Dämonisierung der CDU“

Sollte es am Ende auf ein wie auch immer geartetes schwarz-rotes Bündnis hinauslaufen, würde es an ihm wohl nicht scheitern. Schmiedel wird eine gewisse Nähe zur CDU nachgesagt. Als er im September in der Flüchtlingsdebatte demonstrativ den Schulterschluss mit dem CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf suchte, war seine Partei irritiert. Er könne das nicht nachvollziehen, sagt er, weil er doch nur das Ziel verfolgt habe, „dass wir keinen Wahlkampf auf dem Rücken der Flüchtlinge führen“. Immerhin mache „Wolf ja nicht den Seehofer“, so Schmiedel, und er selbst wolle sich nicht an einer „Dämonisierung der CDU“ beteiligen. Daraus abzuleiten, er hege insgeheim Sympathien, sei Quatsch. „Die Grünen sind uns inhaltlich näher.“

Den Koalitionspartner hat er indes auch schon brüskiert, etwa, als er sich während des Feinstaubalarms in Stuttgart öffentlich freute, weil die Straßen so leer waren: „Ich kam völlig problemlos durch.“ Alles ein Missverständnis, sagt er heute. Er habe verdeutlichen wollen, dass er einen extrem umweltschonenden Diesel mit Partikelfilter fahre. Und überhaupt: „Leute, die mit dem Strom schwimmen, haben wir genug. Die Menschen sehnen sich nach Politikern, die authentisch sind.“

Wahlkampf für Willy Brandt

Es würde Schmiedel nicht gerecht, ihn einen Lautsprecher zu nennen oder ihn darauf zu reduzieren. Er ist Sachpolitiker. Er kennt sich, bis ins Detail, mit den Themen aus, die seinen Wahlkreis berühren. Den Nordost-Ring hält er für eine Fata Morgana, stattdessen plädiert er für einen Ausbau des Nahverkehrs und eine zumindest partielle Umsetzung des Stadtbahnkonzepts im Landkreis. In der Schulpolitik kritisiert er die CDU deutlich. Die Gemeinschaftsschule sei ein Erfolgsmodell. Sich dagegen zu stemmen, sei töricht.

Eingetreten in die SPD ist Schmiedel 1972, um zu verhindern, dass Willy Brandt abgewählt wird. Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – dafür wolle er sich auch in Zukunft einsetzen. Einen Plan B, falls es nicht klappen sollte, habe er nicht. Bei der Frage, ob die SPD Fehler gemacht habe, zögert Schmiedel und verweist auf Umfragen. „Die Wähler sind mit der Arbeit der Regierung zufrieden, das deutet also nicht auf gravierende Fehler hin.“ Momentan werde alles vom Flüchtlingsthema überlagert, und in so einer Situation seien Menschen empfänglich für einfache Antworten. „Das geht auch zu unseren Lasten.“

Steckbrief und Fünf Fragen an den Kandidaten

Name: Claus Schmiedel Geburtsdatum:
 8. März 1951 Familienstand
: verheiratet, vier Kinder Beruf
: Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Ehrenämter:
Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Landesbank Baden-Württemberg. Stellvertretender Vorsitzender des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg. Vorstandsmitglied des VfB Landtags-Fanclubs.

Eine Überschrift über mich sollte lauten:
„Der hält sein Wort“

Das größte Ärgernis im Kreis:
Das ewige Stehen an den Ampeln

Der noch aktive Lieblingspolitiker einer anderen Partei?
Stefanie Knecht (FDP)

Als Hauptdarsteller wäre ich am besten geeignet für den Film:
„Der mit dem Wolf tanzt“

Wenn ich ein Jahr lang mit einer Person aus dem Kreis tauschen könnte, dann wäre das . . .
. . . der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec