Bei Waldbränden in Portugal sind erst vor wenigen Monaten Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Jetzt wird die iberische Halbinsel erneut von den Flammen heimgesucht.

Madrid/Lissabon - Rund fünf Monate nach den verheerenden Bränden mit 64 Toten in Portugal halten brennende Wälder Tausende von Menschen auf der iberischen Halbinsel erneut in Atem. In Portugal und Spanien sind insgesamt mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Besonders verheerend waren die Brände in Portugal, wo nach Angaben des Zivilschutzes vom Montag mindestens 31 Menschen starben.

 

Neben für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen und starker Trockenheit wurden die Feuer auch von Ausläufern des Wirbelsturms „Ophelia“ angefacht, der bei Irland tobte. Der portugiesische Regierungschef Antonio Costa rief den Ausnahmezustand für die betroffenen Regionen aus. Insgesamt mehr als 5800 Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Am Montag wurden noch rund 30 Großfeuer gezählt, insgesamt gab es am Sonntag 524 kleinere und größere Brände. Mehr als 50 weitere Menschen wurden durch die Brände verletzt, 15 von ihnen lebensgefährlich, sagte eine Sprecherin des portugiesischen Zivilschutzes der Nachrichtenagentur Lusa. Betroffen von den Waldbränden seien die Regionen Coimbra, Castelo Branco sowie Viseu im Zentrum des Landes und Guarda im Norden. Besonders schlimm war die Lage demnach bei Lousa in der Region Coimbra. Allein dort kämpften 650 Feuerwehrleute gegen die Flammen.

In Portugal wüten insbesondere in den Sommermonaten immer wieder Waldbrände, in diesem Jahr waren sie besonders verheerend. Mitte Juni starben 64 Menschen bei schweren Bränden im Zentrum des Landes, mehr als 250 weitere wurden verletzt. Bis Ende September wurden bereits fast 216.000 Hektar Wald zerstört. Jenseits der nördlichen Landesgrenze, in der nordwestspanischen Region Galicien, kamen drei Menschen bei Waldbränden ums Leben.

Bei 17 Feuern gingen die Behörden davon aus, dass Brandstifter am Werk waren. „Das sind absolut vorsätzliche Feuer, verursacht von Leuten, die wussten, was sie tun“, sagte der Chef der Regionalregierung, Alberto Nuñez Feijoo. Die Lage am Montag sei „sehr Besorgnis erregend“. Feijoo kündigte drei Tage öffentlicher Trauer an.

Polizei identifiziert Brandstifter

Der spanische Innenminister Juan Ignacio Zoido schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter mit Blick auf die Brandstiftungen, „mehrere Menschen wurden im Zusammenhang mit den Feuern in Galicien identifiziert“. Zoido sagte dem Sender La Sexta, der Wirbelsturm „Ophelia“, der sich bei Irland austobte, fache mit starken Winden von bis zu 90 Stundenkilometern an seinen Rändern die Feuer immer wieder an.

Fernsehbilder zeigten Einwohner der Stadt Carballeda de Avia, die sich Tücher vor Mund und Nase hielten und verzweifelt Flammen mit Wasser aus Eimern und Töpfen bekämpften. Ein älterer Mann wurde tot bei einem Schuppen hinter seinem Haus gefunden. Zwei Sporthallen und drei Hotels der Stadt wurden zu Notquartieren umfunktioniert.

In der Stadt Vigo blieben mindestens zehn Schulen am Montag geschlossen. Nahe der Stadt Nigran bei Vigo kamen zwei Autoinsassen ums Leben, die vor den Flammen flüchten wollten. Die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe setzte sämtliche Verbindungen zwischen Vigo und Barcelona aus. Zahlreiche Straßen in der Region wurden gesperrt.