2012 sei für die Messe „die perfekte Welle“ gewesen, sagt Geschäftsführer Roland Bleinroth. Man stoße jetzt an Kapazitätsgrenzen. Doch bereits 2013 droht wegen des traditionell schwachen ungeraden Messejahres wieder ein Minus beim Ertrag.

Stuttgart - Die vor fünf Jahren vom Killesberg auf die Filder umgezogene Landesmesse Stuttgart hat im abgelaufenen Jahr das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Diese Bilanz haben die Messegeschäftsführer Ulrich Kromer und Roland Bleinroth am Dienstagabend vor rund 1400 geladenen Gästen beim Neujahrsempfang der Messegesellschaft gezogen. Dementsprechend dringt Ulrich Kromer, der Sprecher der Geschäftsführung, weiterhin auf einen Ausbau der Ausstellungswelt: „Wir sind an den Grenzen unserer Kapazität angelangt“, sagte Kromer bereits am Vormittag auf einer Pressekonferenz. Die Gespräche mit den Gesellschaftern Land und Stadt seien angelaufen. Zunächst müsse ein Verkehrsgutachten abgewartet werden, das unter anderem die Auswirkungen von Stuttgart 21 sowie des geplanten Stadtbahnanschlusses auf die notwendige Anzahl an Stellplätzen prüfen soll.

 

Das Ergebnis der Expertise soll im ersten Quartal 2013 vorgestellt werden. „Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren die Eröffnung des Erweiterungsbaus erfolgreich hinter uns haben werden“, sagt Michael Föll, Erster Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen sowie stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Landesmesse Stuttgart GmbH.

Mit einem Ergebnis vor Steuer von annähernd 14 Millionen Euro bei einem Rekordumsatz von rund 129 Millionen Euro hat die Messe 2012 erstmals einen zweistelligen Millionenbetrag erwirtschaftet. Kromers Co-Geschäftsführer Roland Bleinroth führt dies auch darauf zurück, dass im vergangenen Jahr die normalerweise in ungeraden Jahren stattfindende Fachmesse Rollladen & Tore in ein gerades Jahr gefallen sei. Traditionell sind die geraden Jahre wegen des zweijährigen Zyklus vieler Fachmessen ohnehin die stärkeren Messejahre.

Zahl der Aussteller und Besucher weiter gestiegen

Die Zahl der Ausstellungen hat sich gegenüber dem beiden Vorjahren ebenfalls erhöht, auf 67 (55 Messen im Jahr 2011, 62 Messen im Jahr 2010). Gewachsen ist auch die Zahl der Aussteller auf mehr als 20 000: 2011 verzeichnete die Messe mehr als 18 000, 2010 gut 19 000 Aussteller. Und auch bei den Besucherzahlen – lässt man die Jahre 2008 und 2010 mit den Fremdveranstaltungen Thyssen-Krupp-Ideenpark und Automobilsommer weg – liegt das Ergebnis mit 1,27 Millionen Gästen auf Rekordniveau. Darunter finden sich rund 160 000 ausländische Messebesucher.

Roland Bleinroth fasst das abgelaufene Messejahr vor dem Hintergrund der beginnenden Touristikmesse CMT so zusammen: „2012 war für uns die perfekte Welle.“ Gemessen am sogenannten Hallenumschlagsfaktor, der wichtigsten Kenngröße für die Auslastung einer Ausstellungsfläche, liege Stuttgart mit dem Faktor 14 deutschlandweit an der Spitze. Zu den erfolgreichsten Veranstaltungen zählen Publikumsmessen wie die CMT, nach Bleinroths Angaben mittlerweile die weltgrößte ihrer Art, die Oldtimershow Retro Classics, der Stuttgarter Messeherbst, aber auch Fachmessen wie die Maschinenbauausstellung AMB und die Rollladen & Tore.

Auch im Kongressgeschäft gibt es nach Angaben der beiden Messedirektoren keinen Grund zur Klage. Mit 271 Belegungstagen sei das Kongresszentrum bestens ausgelastet – dank diverser medizinischer Fachkongresse wie dem der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Insgesamt seien 2012 an 248 Tagen Veranstaltungen durchgeführt worden, erklärt Ulrich Kromer erfreut. Wenn man die Sommerpause abziehe, dann seien dies fast „mehr Tage, als ein Jahr hergibt“. Für die Messechefs muss dies eine besondere Genugtuung sein, hatte doch der Landesrechnungshof im vergangenen Jahr unter anderem eine mangelnde Auslastung der Ausstellungsflächen beklagt (die StZ berichtete).

Für 2013 prognostizieren die Geschäftsführer ein Minus

Fürs laufende ungerade Messejahr sind die Aussichten freilich nicht ganz so positiv. Kromer und Bleinroth erwarten rund eine Million Besucher und rechnen mit nur noch rund 18 000 Ausstellern. Der Umsatz sinkt demnach ebenfalls auf rund 91 Millionen Euro. „Wir werden 2013 wieder kleinere Brötchen backen“, räumt Kromer ein, der am Jahresende einen Verlust von 5,3 Millionen Euro erwartet. 2014 soll es dann aber wieder aufwärts gehen. Kromer rechnet angesichts des Interesses der Aussteller aus verschiedenen Branchen mit einer stabilen konjunkturellen Entwicklung der Wirtschaft.

Nach wie vor ist der von der Wirtschaft in Aussicht gestellte Finanzierungsbeitrag für den Bau der Messe trotz der Vergabe der Namensrechte für eine Messehalle an die Firma Kärcher nicht in vollem Umfang erreicht. Das Land und die Stadt haben den bei der für den Bau zuständigen Projektgesellschaft Neue Messe angefallenen Fehlbetrag von 14 Millionen Euro zwar durch einen Zuschuss um die Hälfte reduziert, um die Liquidität sicherzustellen. Die Messe ist nach Kromers Worten aber weiterhin in der Pflicht, den gesamten ausstehenden Betrag noch einzuwerben.