In Österreich droht eine Verschiebung der Stichwahl um das Präsidentenamt. Grund ist ein Produktionsfehler bei den Unterlagen zur Briefwahl.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Wien - Die Österreicher sind einigen Kummer gewöhnt. Die Nationalmannschaft dümpelt am Rande der fußballerischen Bedeutungslosigkeit. Die drei vergangenen Weltmeisterschaften konnten sich die Kicker nur vor dem heimischen Fernsehgerät ansehen, denn sie hatten sich nicht für die Endrunde qualifiziert.Die Misere des Landes scheint sich in der Politik fortzusetzen, wo das leitende Personal im Moment keine gute Figur abgibt. Schlamperei, Schlendrian, Bananenrepublik sind drei oft benutzte Bezeichnungen, um das Wirken der Wiener Regierungsmannschaft zu beschreiben. Der Grund ist die Wahl – oder besser gesagt: die Nicht-Wahl – des Bundespräsidenten. Die erste Abstimmung im Mai wurde zwar vom früheren Grünen-Chef Alexander Van der Bellen mit hauchdünnen Vorsprung gegenüber dem Rechtspopulisten Norbert Hofer gewonnen. Doch das Verfassungsgericht erklärte das Ergebnis wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung für ungültig.

 

Ein Produktionsfehler ist Schuld

Die Wahl sollte am 2. Oktober nachgeholt werden, doch daraus wird wohl nichts, es droht die Verschiebung der Stichwahl. Der Grund: ein Produktionsfehler bei den Unterlagen zur Briefwahl. Offensichtlich löst sich der Kleber an den Wahlkuverts. Es waren mehrere aufgetaucht, die sich nach dem Verschließen wieder öffneten, was die Stimme automatisch ungültig macht. „Für die technischen Unzulänglichkeiten kann ich mich bei der österreichischen Bevölkerung nur entschuldigen“, erklärte der zuständige Innenminister Wolfgang Sobotka am Freitag sichtlich zerknirscht, sah er doch den Ruf Österreichs als Theaterrepublik zementiert.

Der Spott der Österreicher

Es wird also mit Hochdruck an der Klärung der Causa Kleber gearbeitet. In den nächsten Tagen, so eine Sprecherin, würden weitere Details bekannt gegeben. So lange bleibt den Österreichern die Hoffnung, dass ihre Regierung in der Lage ist, zumindest die technischen Seiten demokratische Wahlen in den Griff zu bekommen. Derweil ergießt sich der Spott der Bürger über die Verantwortlichen. In den Kommentarspalten der Zeitungen wird gefordert, ganz auf die Wahl zu verzichten. Denn niemand habe in den vergangenen Monaten überhaupt bemerkt, dass Österreich ohne Staatsoberhaupt praktisch kopflos sei.