Nikolaus Bucsan zieht Ende Februar mit seiner Postagentur in die Ladenzeile an die Widmaierstraße im Wohngebiet Salzäcker. Das ehemalige Postgebäude an der Leinenweberstraße ist bereits neu vermietet.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - In großen roten Lettern steht das Wort „Umzug“ auf einem Plakat an der Eingangstür. Nur noch einen Monat lang wird die Post an der Leinenweberstraße 32 in unmittelbarer Nähe zum Möhringer Bahnhof beheimatet sein. Am 29. Februar möchte der Betreiber Nikolaus Bucsan in der Ladenzeile an der Widmaierstraße 110 seine neue Agentur eröffnen. Dort können die Kunden dann wieder auf das komplette Angebot der Post zurückgreifen. In dem Geschäft wird es auch wieder ein Schreibwarensortiment und ein kleines Fotostudio geben, in dem die Kunden Pass- und Bewerbungsbilder machen lassen können. Darüber hinaus ist der Postagentur künftig eine Toto-Lotto-Stelle integriert.

 

Bucsan betreibt seit März 2007 die Möhringer Postagentur. Er spielte schon lang mit dem Gedanken, umzuziehen. Denn die Räume an der Leinenweberstraße seien für seine Zwecke nicht ideal, sagt der Unternehmer und zählt die Vorteile des neuen Standorts auf: „Dort gibt es insgesamt 36 kostenlose Parkplätze. Die U-Bahnstation ist nicht weit entfernt. Das Geschäft ist barrierefrei zu erreichen. Und auch für die Zulieferer ist die Situation künftig viel besser.“ Bucsan ergänzt: „Die Resonanz auf den bevorstehenden Umzug ist positiv. Die Betreiber der anderen kleinen Geschäfte freuen sich, dass wir an die Widmaierstraße ziehen. Und auch neun von zehn Kunden finden die Entscheidung gut.“ Bucsan ist überzeugt, dass er die restlichen zehn Prozent auch noch von dem neuen Standort überzeugen kann.

Die neuen Räume umfassen etwa 230 Quadratmeter

Die neuen Räume an der Widmaierstraße umfassen etwa 230 Quadratmeter. An der Leinenweberstraße hatte Bucsan mehr Platz. „Aber ich konnte nicht alles nutzen.“ Die Deutsche Post stattet die Agentur im Wohngebiet Salzäcker mit neuen Möbeln aus. Es wird zwei Schalter geben. Die Öffnungszeiten bleiben unverändert: montags bis samstags von 9 bis 12.30 Uhr und montags bis freitags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr.

Die Post hatte schon im Herbst 2015 kommuniziert, dass die Agentur umzieht. Seitdem gibt es Spekulationen und Wünsche im Stadtbezirk, was mit dem Gebäude an der Leinenweberstraße geschehen könnte beziehungsweise sollte. Die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat schlugen vor Weihnachten in einem Antrag vor, dass die Fahrradstation des Sozialunternehmens Neue Arbeit in das Haus einzieht. Die Fahrradstation braucht eine neue Heimat. Denn der Schuppen am Ende der Filderbahnstraße soll abgerissen werden. Die Grundstückseigentümer, also die Bietigheimer Wohnbau und die Strenger-Gruppe, wollen dort Wohnungen bauen.

Das Gebäude an der Leinenweberstraße ist neu vermietet

Doch bereits im Dezember berichtete die Verwaltung in einer Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen, dass das Postgebäude neu vermietet sei und damit für eine Fahrradstation nicht mehr zur Verfügung stehe. Es gab auch Gerüchte im Stadtbezirk, dass das Haus verkauft worden sei und nun abgerissen werden solle.

Fakt ist, dass sich die Post bereits im April 2008 von der Immobilie an der Leinenweberstraße trennte. Damals verkaufte die Deutsch Post World Net für eine Milliarde Euro ein Immobilienpaket an den US-Investor Lone Star. Das Portfolio bestand aus etwa 1200 Objekten. überwiegend in Deutschland. Das Haus an der Leinenweberstraße wurde zunächst an einen Unternehmer aus Ulm weiterverkauft.

Neue Fenster und eine schönere Fassade

Seit 2013 sind die Möhringer Brüder Andreas und Joachim Huss die Eigentümer. Andreas Huss bestätigt, dass bereits ein Mieter für die ehemaligen Posträume gefunden sei. Einen Namen dürfe er noch nicht nennen. Nur so viel: es handle sich um eine Institution, die sich um Pflege kümmere. Im Erdgeschoss werde eine Begegnungsstätte entstehen. Im Dachgeschoss sollen Büros eingerichtet werden. Vorher wollen die Eigentümer das Haus sanieren. Sie lassen neue Fenster einbauen und hübschen die Fassade auf. Der neue Mietvertrag gelte ab dem 1. Oktober.

Andreas Huss betont auch, dass ein Abriss des Gebäudes nie zur Debatte gestanden habe. „Das wäre gar nicht gegangen. Wir haben doch laufende Mietverträge“, sagt er. Unter anderem mit der Telekom, die dort eine Art Schaltzentrale hat. Zum Thema Fahrradstation sagt Huss: „Mit uns als Eigentümer hat nie jemand darüber gesprochen.“ Den Brüdern Huss gehört auch das nördlich an das Postgebäude angrenzende Grundstück. Dort ist in den vergangenen Monaten ein Wohn- und Geschäftshaus entstanden.