Bei einem Luftangriff im April 1945 wurde Potsdams Innenstadt schwer zerstört. Als Last des Zweiten Weltkriegs lauern immer noch Blindgänger im Erdreich des Stadtgebiets. Nun musste Sprengmeister Mike Schwitzke auf einen Schlag fünf Bomben unschädlich machen.

Potsdam - Der Kampfmittelräumdienst hat im Potsdamer Wildpark gleich fünf Weltkriegs-Bomben unschädlich gemacht. Dabei handelte es sich um zwei Fünf-Zentner- und drei 100-Kilogramm-Bomben russischer und amerikanischer Bauart, die bei einer systematischen Suche in dem Waldstück entdeckt worden waren. „In gut drei Stunden war die Aktion schneller beendet, als geplant“, berichtete Stadtsprecher Jan Brunzlow am Mittwoch. Die Spezialisten mussten von den Blindgängern die mechanischen Zünder abtrennen. Anschließend wurden diese zusammen mit ebenfalls aufgefundenen rund 15 Granaten gesprengt.

 

220 Einsatzkräfte im Einsatz

Zur Errichtung des Sperrkreises am Morgen waren die Bahnlinie RB22 zwischen Potsdam-Golm und dem Flughafen Schönefeld sowie die Linie 23 zwischen Potsdam Hauptbahnhof und Michendorf unterbrochen worden. Auf diesen Strecken gab es einen Ersatzverkehr mit Bussen. „Die Bahn kann den Betrieb am Nachmittag wieder aufnehmen“, sagte Brunzlow nach Abschluss der Räumaktion am Mittag. „Zunächst muss aber der Strom in den Oberleitungen wieder hochgefahren werden.“ Von dem Sperrkreis im Radius von 1000 Metern waren keine Anwohner betroffen.

Zur Absicherung des Sperrkreises waren mehr als 220 Einsatzkräfte der Landeshauptstadt, der Feuerwehr und der Polizei im Einsatz. Für zwei angehende Sprengmeister war der Tag ein besonderer Erfolg: Sie absolvierten bei der Räumaktion erfolgreich ihre Abschlussprüfung, wie Einsatzleiter Mike Schwitzke berichtete.

Bei den Blindgängern handelte es sich um die Bomben Nummer 175 bis 179, die nach der Wende in der Brandenburger Landeshauptstadt unschädlich gemacht wurden. In dieser Statistik werden Fliegerbomben ab 100 Kilogramm erfasst. Die Bomben im Wildpark wurden bei einer systematischen Suche entdeckt. Potsdam war in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs Ziel eines schweren Luftangriffs der Alliierten.

Die meisten Blindgänger wurden seit der Wende in Oranienburg gefunden. Dort wurde vergangene Woche die 200. Bombe entschärft. Dafür mussten rund 10 000 Oranienburger ihre Wohnungen und Büros verlassen. Oranienburg war als Standort der Rüstungsindustrie ein vorrangiges Angriffsziel. Bei alliierten Luftangriffen wurden dort Ende des Zweiten Weltkriegs rund 3500 Tonnen Bomben abgeworfen.