Als abgelehnter Asylbewerber ging er nach Kabul, als Künstler ist er 55 Tage später zurückgekommen. Beim Stuttgarter Verein „Zuflucht Kultur“ gehört er zum Ensemble. Am Samstag steht Ahmad Shakib Pouya in der Münchner Schauburg wieder auf der Bühne. Und im Mai auch im Stuttgarter Theaterhaus.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

München - Beim Stuttgarter Verein „Zuflucht Kultur“ um die Sängerin Cornelia Lanz gehörte er zum Ensemble. Vor seiner freiwilligen Ausreise in sein Heimatland Afghanistan stand Ahmad Shakib Pouya im Januar noch in der Mozart-Oper „Zaide“ auf der Bühne. Nun ist er für die Münchner „Schauburg“ die ideale Besetzung. Pouya spielt die Rolle des Fremden Ali in Rainer Werner Fassbinders Stück „Angst essen Seele auf“. Das Engagement hat es Pouya ermöglicht, legal zurück nach Deutschland zu kommen. Am Samstag ist Premiere.

 
Pouya, wie geht es Ihnen?
Gut. Ich fühle mich jetzt als Schauspieler ganz anders als als Flüchtling. Jetzt bin ich hier mit intensiven Problem beschäftigt, denn am Samstag haben wir Premiere. Am Freitag ist Generalprobe. Da muss auch schon alles klappen. Für sehr viel anderes als die Proben hatte ich in den letzten Wochen keine Zeit.
Sie hatten nur vier Wochen zum Proben.
Ja. Das ist nicht viel Zeit. Ich musste sofort auf die Bühne. Fürs Erholen war keine Zeit.
War es schwer, sich so schnell von den Kabuler Lebensbedingungen auf die in München umzustellen?
Wenn man etwas Gutes vor sich hat, geht es einem nicht schlecht. In Kabul war die Unsicherheit groß. Aber als ich wusste, dass ich zurück nach Deutschland kann, ging es mir besser. Ich habe mich zwei, drei Tage erholt und dann ging es weiter in München. Die schlechte Zeit war vorbei und ich konnte umschalten und fit sein.
Es war geplant, dass Sie auch Musik für das Stück schreiben.
Dazu war die Zeit zu knapp. Ich mache schon Musik, aber keine von mir selbst komponierte. Ich spiele Lieder, die zum Stück passen.
Wie viel Ihrer Erlebnisse stecken in der Rolle des von seiner Umwelt angefeindete Ali?
Ich spiele einen Menschen, zu dem die Menschen böse sind. Zum Glück habe ich in Deutschland bei meinem ersten Aufenthalt nur mit den Behörden schlechte Erfahrungen gemacht. Die Menschen waren damals immer freundlich zu mir. Und jetzt auch wieder. Aber ich habe Freunde, die mir von ihren schlechten Erfahrungen erzählt haben. Das spiele ich jetzt. Aber die meisten Menschen wollen einem helfen.
Was kommt nach „Angst essen Seele auf“?
Das ist noch nicht klar. Ich bin aber guter Dinge, dass ich einen Anschlussvertrag bekomme. Als abgelehnter Asylbewerber war es schwer. Jetzt bin ich als Künstler hier. Das ist eine bessere Ausgangslage. Das ist ein besseres Gefühl, wenn man keine Angst mehr haben muss.