Die so genannten Enkeltrickbetrüger werden immer dreister. Deshalb haben auch viele Banken reagiert und schulen ihre Angestellten. Diese sollen nachfragen wenn sie den Verdacht haben, dass ältere Kunden auf Betrüger reinfallen könnten.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Enkeltrickbetrüger werden immer dreister – das stellen Polizei und Verbraucherschützer fest. Doch nun haben sie Verbündete im Kampf gegen die Betrüger, die Senioren unter dem Vorwand, sie seien Verwandte, Geld abluchsen: Immer mehr Banken schulen ihre Mitarbeiter, damit diese am Schalter aufmerksam werden und nachfragen, wenn ältere Kunden plötzlich große Summen abheben. Denn die Gefahr ist groß, dass das Geld wenige Minuten später in den Händen von Gaunern landet.

 

Zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass diese Bemühungen mal erfolgreich sind, mal nicht. Vor Ostern schockierte ein Fall besonders: Ein Mann war auf die Bank gegangen, um die von den Betrügern geforderte Summe abzuheben. Das Geld übergab er den Tätern. Schrecklich waren vor allem die Folgen der Tat: Wohl aufgrund der Aufregung starb der Mann, er soll herzkrank gewesen sein. Das Gegenbeispiel ist das eines Bankmitarbeiters, der Verdacht schöpfte: Als eine Kundin zum Abheben in die Filiale kam, schöpfte er Verdacht und begleitete sie zur Polizei. Es kam heraus, dass sie tatsächlich einen Anruf von Betrügern erhalten hatte.

Die meisten Geldinstitute sind sensibilisiert, wie ein paar Beispiele aus Stuttgart zeigen. Die BW-Bank weise ihre Mitarbeiter an, ältere Kunden direkt auf den Verwendungszweck anzusprechen, wenn sie einen großen Betrag abheben wollen, teilte die Pressereferentin Sabine Felicitas Wehinger mit. Die Mitarbeiter sollten in einem nächsten Schritt prüfen, ob Vollmachten vorliegen, sodass Verwandte eingeschaltet werden können. Zudem sollen sie den Kunden erzählen, dass es den Enkeltrick als Betrugsmasche gibt und ihnen auch anbieten, die Polizei zu informieren. „Durch ein solches Hinterfragen konnten bereits BW-Bank-Mitarbeiter versuchte Betrugsdelikte und einen Schaden bei den Kunden verhindern“, so Wehinger weiter.

In der Stadt ist das Umfeld in der Bank oft anonym

Im Sinne der Prävention gehe die BW-Bank noch weiter: Sie ist Mitglied im Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart. In diesem Rahmen arbeitet sie mit Polizei und Verbraucherschutz zusammen. Die Bank unterstützte bereits zwei Theaterprojekte, die insbesondere Senioren für Betrugsmaschen sensibilisieren sollen.

„Je ländlicher die Gegend, desto vertrauter sind die Mitarbeiter mit den Personalien der Kunden“, sagt der Volksbank-Sprecher Matthias Layher. Wo die Bank in einem Dorf – oder auch in einem Ortsteil am Rande von Stuttgart – ein zentraler Anlaufpunkt für ältere Menschen sei, sei die Gefahr am geringsten. „Je städtischer das Umfeld ist, desto anonymer geht es zu“, sagt Layher. Die Kollegen seien über aktuelle Betrugsmaschen stets informiert. „Wir stellen zum Beispiel aktuelle Zeitungsberichte ins Internet, wenn ein neuer Fall bekannt geworden ist. Layher räumt jedoch ein, dass die beste Präventionsarbeit nichts hilft, wenn die Umstände ungünstig sind: „Es kann ja mal passieren, dass ein erfahrener Mitarbeiter, der die Kunden kennt, frei hat oder krank ist. Wenn dann eine unerfahrene Aushilfe an seinem Platz sitzt, dann kennt man sich vielleicht nicht so gut und es passiert etwas“, so Layher weiter.

Ähnlich geht auch die Commerzbank vor, sagt deren Sprecher. „Wir setzen auf ein duales System. Erstens sind Schulungen für unsere Mitarbeiter Pflicht. Zweitens haben wir lokale Risikomanager. Wenn ein Verdacht aufkommt, sprechen unsere Kollegen die Kunden an und schalten im Zweifel den Risikomanager ein.“

Mitarbeiter werden für die Gesprächsführung geschult

Letztlich sei Prävention von Betrugstaten am Bankschalter eine Gratwanderung, gibt Andreas Küchle von der Sparda-Bank zu bedenken. Zwar schule auch sein Haus die Mitarbeiter und spreche die Kunden im Zweifelsfall an. Zudem werde Informationsmaterial der Polizei in den Filialen angeboten. „Wir wollen den Kunden aber auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, sie auszuhorchen“, fügt er hinzu. Die Mitarbeiter würden für die Gesprächsführung geschult und bekämen regelmäßig weitere Verhaltenshinweise.