Mit einem Brennstoffzellenauto unterwegs sein? Ganz schön spannend. Wir haben den Hyundai ix35 Fuel Cell auf Herz und Nieren überprüft.

Die Fahrt mit dem Brennstoffzellenauto aus Südkorea gewinnt an Spannung, als die Reichweitenanzeige von 115 auf 114 Kilometer springt: Eine gelbe Reservelampe leuchtet auf, und der kleine Bildschirm zwischen den Rundinstrumenten zeigt einen Hinweis. Man möge doch bitte demnächst an eine Betankung denken. Das Beispiel der Reservelampe veranschaulicht ein Problem von batterieelektrischen Autos, wie man sie heute bereits kaufen kann: Reichweite. Bei ihnen müsste dieses Lämpchen quasi dauernd leuchten - denn ihr Aktionsradius beträgt unter Alltagsbedingungen nur in Ausnahmefällen mehr als 115 Kilometer.

 

Brennstoffzellenfahrzeuge verlangen von ihren Fahrern weniger Umdenken beim Nutzungsverhalten: Theoretisch kommt der Hyundai ix35 Fuel Cell mit vollständig gefüllten Wasserstofftanks bis zu 594 Kilometer weit. Im Alltag auf der Straße ist es freilich etwas weniger, aber mehr als 500 Kilometer zwischen zwei Tankvorgängen sind bei vernünftiger Fahrweise allemal drin. Diese Reichweite ist allerdings auch bitter nötig. Denn die Betankung ist und bleibt der Knackpunkt der Brennstoffzellentechnologie. Die einzigen Städte, in denen heute bereits mehr als eine Zapfsäule in Betrieb ist, sind Berlin, Hamburg und Stuttgart. Als weitere Standorte verzeichnet die Online-Übersichtskarte der Wasserstoff-Initiative (Clean Energy Partnership) derzeit nur noch Düsseldorf, Frankfurt am Main, Freiburg und Karlsruhe.

Fortbewegung mit Wasserstoff noch kein Preisbrecher

Eine Tankstelle in München sowie eine an der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg stehen vor der Eröffnung. Dabei könnte alles so einfach sein. Ist eine Abgabestation gefunden, vollzieht sich der Tankprozess ähnlich wie bei einem Auto mit Erdgas- oder Flüssiggasantrieb: Die Drucktanks (700 bar) sind in wenigen Minuten wieder mit bis zu 5,64 Kilogramm Wasserstoff gefüllt. Bei einem aktuellen Kilo-Preis von 9,99 Euro entsprechen die Kosten je zurückgelegtem Kilometer in etwa dem eines Fahrzeugs mit Benzinmotor. Ein Preisbrecher ist die Fortbewegung mit Wasserstoff zum gegenwärtigen Zeitpunkt also noch nicht, aber die Freude über die abgasfreie Beschleunigung (136 PS/100 kW) ist unbezahlbar.

Die Technologie an sich klingt zu schön, um wahr zu sein: In der Brennstoffzelle, von der mehrere zu einem sogenannte Stack (englisch: Stapel) zusammengefasst sind, verbinden sich Wasserstoff und Sauerstoff und setzen dabei Energie frei. Diese treibt als Strom das Fahrzeug an. Das einzige Nebenprodukt dieser Reaktion ist Wasser, das an kalten Tagen in Form zarter Dampfwölkchen am Heck austritt. Das Fahrverhalten des ix35 Fuel Cell entspricht dem eines gewöhnlichen Automobils. Aufgrund des höheren Fahrzeuggewichts (1830 Kilogramm) ist die Federung straff abgestimmt, was bei Fahrbahnunebenheiten hin und wieder zu Poltern führt.

Der entscheidende Unterschied: Es geht ausgesprochen leise von A nach B. Für längere Strecken fehlen ein Tempomat, eine Durchschnittsverbrauchsanzeige und ein Online-Navigationsgerät, das den aktuellen Status der wenigen Wasserstoff-Tankstellen im Land anzeigt. Denn es ist frustrierend, wenn man mit leer gefahrenem Tank an die Zapfsäule rollt und einen dort das Schild 'Wegen Wartung geschlossen' empfängt. Nicht nur Ökonomen erwarten, dass mit einer steigenden Anzahl von Brennstoffzellenfahrzeugen die Größe des Tankstellennetzes steigt - und der Preis für den Energieträger damit sinkt.

Die weltweiten Verkaufszahlen des seit Januar 2013 produzierten ix35 Fuel Cell sind derweil ernüchternd, sie liegen im dreistelligen Bereich. Immerhin senkte Hyundai gerade den Preis für Europa deutlich - auf 65 450 Euro. Damit rangiert der Wagen jetzt unterhalb des ebenfalls mit Wasserstoff betriebenen Mirai, den Toyota ab kommenden Herbst für satte 78 850 Euro offeriert.