Kürzlich erhielt Sofuoglu im Fellbacher Ratssaal langanhaltenden Beifall seiner Kollegen. Denn OB Gabriele Zull gratulierte ihm zum Preis der Helga- und Edzard-Reuter-Stiftung, den er kurz zuvor erhalten hatte.

Fellbach - An seinem Status gibt es keinen Zweifel: Er ist – wenn man vielleicht vom Ex-Oeffinger Sami Khedira absieht – der derzeit bekannteste Fellbacher der Republik. Dass er an manchen Tagen Interviews im Minutentakt geben muss, hängt aber weniger mit seinem Ehrenamt als Fellbacher SPD-Stadtrat oder seiner Tätigkeit als Sozialarbeiter der Caritas in Stuttgart zusammen. Vielmehr ist es sein Wirken als Bundes-Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Sein Name: Gökay Sofuoglu. Zuletzt durfte der 55-Jährige gleich mehrere Ehrungen entgegennehmen und bei Wahlen reüssieren – musste sich aber auch Kritik erwehren.

 

Die Laudatio in Berlin hielt der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle

Kürzlich erhielt Sofuoglu im Fellbacher Ratssaal langanhaltenden Beifall seiner Kollegen. Denn OB Gabriele Zull gratulierte ihm zum Preis der Helga- und Edzard-Reuter-Stiftung, den er kurz zuvor erhalten hatte. Die Jury würdigte damit sein Engagement zur Völkerverständigung.

Die Laudatio in Berlin hielt der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne). Er erwähnte das Engagement des Sozialpädagogen im Haus 49 im Nordbahnhofviertel, eine Art Stadtteilzentrum für alle Bevölkerungsgruppen. „Wenn die Stadt Stuttgar in den Medien und der Wissenschaft als die Integrationshauptstadt Deutschlands gehandelt wird, dann ist Gökay Sofuoglu einer ihrer Architekten“, erklärte Wölfle. Der 89-jährige Edzard Reuter, ist bekannt als Sohn des einstigen Berliner OBs Ernst Reuter („Völker der Welt, schaut auf diese Stadt“) und als langjähriger Vorstandsvorsitzender der damaligen Daimler-Benz AG in Stuttgart.

Seit 2014 ist er zudem Vorsitzender des Bundesverbands (60 000 Mitglieder)

Kurz nach dieser Ehrung in Berlin gab es die nächste Bestätigung für Gökay Sofuoglu. In Stuttgart wurde er „mit überwältigender Mehrheit“, wie es hieß, für zwei weitere Jahre als Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg bestätigt. Der Sozialarbeiter ist seit der Gründung der Türkischen Gemeinde im Land im Jahr 1999 deren Vorsitzender. Seit 2014 ist er zudem Vorsitzender des Bundesverbands (60 000 Mitglieder).

In den vergangenen Monaten hatte Sofuoglu bundesweit dafür geworben, beim Referendum in der Türkei gegen eine Ausweitung der Befugnisse von Staatspräsident Erdogan zu stimmen. Bekanntlich ging es anders aus. Als Folge offenbarte er in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten „mehrere Gefühle gleichzeitig: Enttäuschung, Ärger, Angst, aber auch Respekt vor den 49 Prozent der Wähler, die gegen die Autokratie gestimmt haben, obwohl sie überhaupt keine Möglichkeit hatten, Wahlkampf zu führen“.

Zuletzt gab es allerdings einige Unstimmigkeiten. In Presseberichten hieß es, dass Sofuoglu sich für ein Referendum in Deutschland über die Todesstrafe in der Türkei ausgesprochen habe. Dieser Darstellung hat er mittlerweile entschieden widersprochen. „Die Türkische Gemeinde in Deutschland stellt sich sowohl vehement gegen eine Einführung der Todesstrafe in der Türkei als auch gegen ein mögliches Referendum in der Bundesrepublik Deutschland“, heißt es in einer Stellungnahme der Bundesgeschäftsstelle. Dabei beachte die Türkische Gemeinde „mit großer Sorge, wie vorschnell und pauschalierend türkeistämmigen Menschen eine anti-demokratische und menschenfeindliche Haltung zugeschrieben wird“. Die Debatte der vergangenen Wochen zeige überdies, „wie schwer es ist, sich aus der Schublade zu befreien, in die Türkischstämmige allzu gern gesteckt werden“.

Nach diesen Scharmützeln und Schlagzeilen tat es Sofuoglu sicher gut, ob seiner Ehrungen auf Bundesebene auch im Lokalparlament seiner Heimatstadt mit kräftigem Applaus bedacht zu werden.