Kai Bleifuß dürfte einer der erfolgreichsten Göppinger Autoren sein. Leben kann er davon nicht.

Göppingen - Schon wieder ein Interview?“ Dass die Nachfrage nach dem derzeitigen Praktikanten der Göppinger Kunsthalle steigt, ist dessen junger Kollegin nicht verborgen geblieben. „Scheint langsam zur Gewohnheit zu werden“, gibt Kai Bleifuß gelassen zurück. Tatsächlich ist der 33-jährige Göppinger in den vergangenen Wochen ein gefragter, weil erfolgreicher und sogar ausgezeichneter Autor.

 

Großer Witz und liebenswerte Ironie

Im Januar hat er gleich zwei Preise eingeheimst. Zunächst gewann er einen Preis mit einem Hörspiel, dann wurde ein anderer Text mit dem Irseer Pegasus, einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnet. Von großem Witz, liebenswerter Ironie und stringent gebauter Prosa war in der Laudatio für den Preis die Rede. Jetzt stellte Bleifuß diesen und Auszüge seines neuesten noch nicht erschienenen Romans bei einer Lesung in der Kunsthalle vor.

Dabei hatte sich der promovierte Literaturwissenschaftler, der nur ein paar hundert Meter von der Kunsthalle entfernt groß geworden ist, nur zufällig und für kurze Zeit wieder nach Göppingen orientiert. Studiert hat er in Augsburg, wissenschaftlich gearbeitet unter anderem in Budweis und London. „Von der Literatur kann ich nicht leben. Also suche ich immer wieder Möglichkeiten, in Kulturbetrieben zu arbeiten“, sagt er. Dadurch bekomme er auch neue Anregungen.

Von wegen Schriftsteller müssen keine Frühaufsteher sein

Zurzeit passt das auch zu seinem Aufbaustudiengang für Kulturmanagement. Aber es passt eben auch zu seinen literarischen Projekten. „Die Verbindung von Kunst und Literatur ist ein spannendes Feld“, sagt er. Tatsächlich spielt in seinem mit dem Pegasus gekrönten Text „Fünf Variationen auf das Unsagbare“ ein Museum für zeitgenössische Kunst eine Rolle. Ein Museum, „das der Göppinger Kunsthalle sehr nahe kommt“, wie er sagt.

Als Kind habe er schon gewusst, dass er einmal Bücher für Erwachsene schreiben wolle“, sagt Bleifuß. „Ich hasste das frühe Aufstehen und habe meine Eltern gefragt, welchen Beruf es gebe, wo man das später nicht müsse. Sie sagten, da könne ich nur Schriftsteller werden“, plaudert Bleifuß aus dem Nähkästchen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Zurzeit steht er um 5 Uhr in der Frühe auf, um wenigstens morgens vor dem Praktikum genügend Zeit zum Schreiben zum haben.

Ein gedrucktes Buch wäre toll

„Ohne Schreiben kann ich mir das nicht vorstellen“, sagt er. Zurzeit arbeitet er an einem Roman mit dem Titel „Pico grande“. Auf der Insel Madeira laufen sich darin alle erdenklichen Gestalten g über den Weg, behindern sich gegenseitig oder werden von der Insel selbst auf die Probe gestellt. Sein voriger Roman, „Goethes Mörder“, ist als E-Book erschienen. „Der Traum wäre es natürlich schon, ein gedrucktes Buch zu haben, einen Verlag zu finden, der einen so richtig unterstützt. Das gelingt aber nur den Wenigsten“, stellt Kai Bleifuß fest.