Die Gedenkstiftung von Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt hat zum siebten Mal Preise an Projekte vergeben. Deren Intention: die Erinnerung an NS- und Kriegsverbrechen sowie der Einsatz für ein friedliches Miteinander der Gesellschaft.

Plattenhardt - Im Jahr 2005 waren auf dem militärischen Teil des Stuttgarter Flughafens die sterblichen Überreste von 34 Häftlingen eines KZ-Außenlagers gefunden worden. Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen hatten sich im Anschluss daran verständigt, mit einer Gedenkstiftung an diesen grausigen Teil der eigenen Geschichte zu erinnern. Am 16. Januar wurden im Bürgerhaus in Plattenhardt zum nunmehr siebten Mal Preise an beispielhafte Projekte aus den beiden Kommunen vergeben.

 

Der mit 1000 Euro dotierte erste Preis ging nach dem Votum der Jury um den Stiftungsratsvorsitzenden Marcel Konrad an die Schönbuchschule in Leinfelden für das Projekt „Gemeinsam auf den Weg. Integrationsarbeit an der Schönbuchschule“. Dazu gehörten ein gemeinsamer, von Christen und Muslimen vorbereiteter Schulgottesdienst, ein Café International sowie ein Begegnungsnachmittag mit Flüchtlingskindern. Konrad sprach von einem für Schulen beispielgebenden Projekt in der Integrationsarbeit und im interreligiösen Dialog. „Wir sind überwältigt“, freute sich Beate Moeßner, die als Lehrerin an der Schule arbeitet. Sie kündigte an, dass das Projekt weitergehen soll, wofür auch das Preisgeld genutzt würde. „Es lohnt sich, aufeinander zuzugehen“, so ihr Fazit. Dadurch könne man einen kleinen Teil zum Frieden in der Welt beitragen.

Erlebnisse aus dem Jugoslawienkrieg

Den zweiten Preis und damit 750 Euro bekam das Eduard-Spranger-Gymnasium (ESG) in Bernhausen für das Projekt „Jahr der Menschenrechte am ESG“. Die Schülermitverantwortung (SMV) hatte sich ein Jahr lang mit diesem Thema beschäftigt. „Höhepunkt war eine Fotoausstellung im Foyer der Schule, in der sich Schüler mit Schildern mit Menschenrechts-Artikeln fotografieren ließen“, sagte der Oberbürgermeister Filderstadts, Christoph Traub. Drei Schüler hätten zudem bei der Feier an der KZ-Gedenkstätte im November das Projekt sehr anschaulich vorgestellt. „Dafür ein herzlicher Dank“, so Traub.

Den mit 500 Euro honorierten dritten Preis vergab die Jury an das Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium in Leinfelden. Zwei Schüler hatten im Rahmen eines Seminarkurses zum Thema „Krieg und Medien“ Interviews mit Verwandten über deren Erlebnisse im Jugoslawienkrieg in den 1990er-Jahren geführt und ihre Ergebnisse beim Volkstrauertag im vorvergangenen Jahr präsentiert. Carl-Gustav Kalbfell, der Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, lobte die Innovation, das Thema Jugoslawienkrieg aufzugreifen.

Den ebenfalls mit 500 Euro dotierten vierten Preis bekam das Theater unter den Kuppeln in Stetten für das Schauspiel „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ von Charles Lewinsky. Peter Löwy, der in L.-E. das Amt für soziale Dienste leitet, hatte bei diesem Ein-Personen-Stück den Sohn eines Holocaust Überlebenden gespielt und dabei nach Ansicht der Jury „mit Scharfsinn und Sarkasmus die Situation der Juden reflektiert“. Gewürdigt wurde bei diesem Projekt auch die thematische Nähe zur Gedenkstätte. „Es ist beispielhaft für Laientheater, auf diese Art anspruchsvolle zeitgeschichtliche Themen zu bearbeiten“, so Konrad.

„Menschen, die unsere Werte verteidigen“

Den fünften Preis und damit ein Preisgeld von 250 erhielt die Bürgestiftung von Leinfelden-Echterdingen für das Projekt „Ein Buch bewegt LE“. Rund um das Werk „Der wiedergefundene Freund“ von Fred Uhlmann hatte die Initiative gemeinsam mit Kulturamt, Schulen, Kirchengemeinden und Buchhandlungen eine Reihe von 15 Veranstaltungen organisiert, bei denen es um die Machtergreifung und Antisemitismus 1933 gegangen war.

„Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich“, sagte die bei der Preisverleihung anwesende Landtagspräsidentin Muhterem Aras. „Wir brauchen Menschen, die unsere Werte verteidigen“, sagte die in Sielmingen aufgewachsene Politikerin und dankte allen an den Projekten Beteiligten für ihr Engagement.

Zuvor hatte Traub mit Blick auf das vergangene Jahr seine Sorge geäußert, dass Politiker, die die Gesellschaft spalten, immer mehr Gehör finden und die Menschenrechte eingeschränkt würden. „Die Projekte zeigen, dass wir mit der Stiftung richtig liegen“, so Traub. Und Konrad appellierte besonders an die Jugendlichen, das Thema weiter zu tragen. „Harmonie“, so der Stiftungsratsvorsitzende, „ist wichtig für das Miteinander“.