Bei der Premiere der Show "Clowns" im Friedrichsbau Varieté in Stuttgart zeigen sich viele schräge Typen.

Stuttgart - Seltsam gekleidete Gestalten beugen sich über einen Holztisch, der vor einem bunten, aber verfallenen Lattenzaun steht; wir befinden uns offenbar in irgendeinem Hinterhof, vielleicht in Osteuropa Ende des 19. Jahrhunderts, wo Emigranten sich die Wartezeit auf den Dampfer nach Amerika mit Kartentricks und Wein vertreiben. Plötzlich aber bricht Hektik aus – da ist ja ein Publikum! - und alle suchen das Weite; nur Camilla Pessi und Simone Fassari gelingt es nicht, sich rechtzeitig von der Bühne zu verdrücken. Was tun? Verschämt schieben die beiden sich abwechselnd in den Vordergrund, ehe ein bisschen mit einem Apfel jongliert wird. Spektakulär ist das nicht. Aber dafür sehr witzig.

 

Der Auftakt von „Clowns“ bezeichnet die Richtung, in die die neue Produktion des Friedrichsbau Varietés geht. Artistische und musikalische Einlagen stehen dieses Mal eher im Hintergrund, dafür bietet das Ensemble viele schräge Nummern. Dialoge gibt es keine, die Künstler arbeiten allesamt mit ihrer Mimik und Gestik. Langweilig wird es aber trotzdem nie. Das liegt vor allem daran, dass der Regisseur Ralph Sun einige herausragende Künstler um sich geschart hat. Etwa die KGB Clowns: die haben nicht nur den coolsten Namen, sondern auch den bissigsten Humor.

Dressierte Hühner und tolpatschiger Magier

In ihrer ersten Nummer etwa schlüpfen Edouard Neumann und Sergey Maslennikov in die Rolle zweier Musiker, die sich furchtbar in die Haare kriegen. Dabei wirken die beiden ein bisschen wie die russische Variante von Dick und Doof. Bizarr ist die Darbietung von Diane Dugard. Die Französin hat sich auf Kunststückchen spezialisiert, bei denen dressierte Hühner zum Einsatz kommen - und dabei auch mal in eine Waschmaschine befördert werden. Das Ganze ist zwar einigermaßen bescheuert, aber lustig; vermutlich gehört Madame Dugard zu der Sorte Frauen, die in ihrer Wohnung Katzen hortet.

Ein Höhepunkt ist der Auftritt von Paul Del Bene. Der Amerikaner reüssiert zuerst als äußert tolpatschiger Magier. Dann schlüpft er in die Rolle eines verschrobenen Dirigenten, der gemeinsam mit vier „Freiwilligen“ aus dem Publikum das Kinderlied „Hänschen Klein“ interpretiert – und dabei seinen Behelfsmusikern äußerst ruppig zu verstehen gibt, wie sie ihre Instrumente zu bedienen haben. Das Friedrichsbau Varieté Orchester hat sich bei dieser Nummer sicherheitshalber verzogen. Ansonsten aber spielt die Band Stücke irgendwo zwischen Polka und Barmusik sind- die passende Atmosphäre für die turbulente Clownshow.