„Der Raub der Sabinerinnen“ zählt zu den lustigsten Stücken, die das deutschsprachige Theater hervorgebracht hat. Im Schauspielhaus gerät das Stück nicht zur Pointenrevue, schreibt unser Kritiker Roland Müller.

Stuttgart - Hätte man beim „Raub der Sabinerinnen“ nichts zu lachen, wäre etwas gründlich schiefgegangen: Der Schwank der Brüder Paul und Franz von Schönthan zählt zu den lustigsten Stücken, die das deutschsprachige Theater hervorgebracht hat. Man kann die Geschichte von Professor Gollwitz, der seine in der Schublade schmorende Römertragödie vom durchreisenden Theaterdirektor Striese aufführen lassen will, als Pointenrevue abtrennen lassen. Man kann hinter all dem Wort- und Szenenwitz aber auch die geheimen, mühsam unterdrückten Sehnsüchte eines gut beleumundeten Bürgers ausleuchten, der seinen Seitensprung ins verruchte Künstlermilieu vertuschen will. Der Regisseur Sebastian Hartmann aber entscheidet sich für einen dritten Weg: Er parodiert das Schmierentheater, das Striese in die Stadt bringt, und denkt mithilfe der Superschmiere über seine eigene, in der Krise steckende Bühnenbranche nach. Dass es trotzdem was zu lachen gibt, ist der Schlitzohrigkeit des großen Komikers Holger Stockhaus zu verdanken. Lang anhaltender Beifall. Eine ausführliche Kritik folgt in der Montagsausgabe.