Der letzte Pressestammtisch in diesem Jahr beschäftigt sich mit der Energieversorgung. Walther Rosenberger von den Stuttgarter Nachrichten sprach von zukünftigen Trends, Abhängigkeiten und der Preisentwicklung.

Vaihingen/Echterdingen - Die Welt giert nach Energie, vor allem Schwellenländer wie Brasilien und China. Bis 2040 wird mit einem Verbrauchszuwachs von 40 Prozent gerechnet.“ Das sagte Walther Rosenberger beim gestrigen Pressestammtisch des Stadtseniorenrates und der Filder-Zeitung in der Echterdinger Zehntscheuer. Der Wirtschaftsredakteur der Stuttgarter Nachrichten hat mit den Zuhörern über das Thema „Internationale Krisen – ist unsere Versorgung mit Energie sicher, und wie entwickeln sich die Preise?“ diskutiert.

 

Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch

Rosenberger sprach über drei Themenbereiche: die Trends der Energieversorgung in den kommenden Jahrzehnten bis 2040, die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten sowie die mögliche künftige Preisentwicklung. „Wir sind auf dem Weg in eine Stromgesellschaft“, prognostizierte Rosenberger. Beim Stromverbrauch rechnen Experten mit einem Anstieg um bis zu 80 Prozent weltweit bis 2040. Das liegt nach den Worten Rosenbergers zum einen an der immer größeren Mobilität. Die meisten Haushalte hätten außerdem jede Menge Geräte, die es vor 50 Jahren noch nicht gab oder die damals unerschwinglich waren. Außerdem setze auch die Industrie immer mehr auf Strom als Energiequelle. Deshalb werde eine effiziente Nutzung der Energie immer wichtiger, erläuterte Rosenberger.

„Zudem bedeutet der Energieverbrauch auch eine Klimabeeinträchtigung“, ergänzte der Referent und erwähnte eine mögliche Erhöhung der weltweiten Durchschnittstemperatur um vier Grad bis zur Jahrhundertwende. Um das zu verhindern, setzen viele Staaten auf erneuerbare Energien. „Bis 2040 soll deren Kapazität weltweit um 50 Prozent steigen und zum zweitwichtigsten Energieträger werden.“

Sind wir in Sachen Energie zu abhängig von Russland?

„Die Kernkraft hingegen ist ein Auslaufmodell.“ Nach Einschätzung von Rosenberger gilt das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Was bis auf Weiteres erhalten bleibe, sei die Abhängigkeit Deutschlands vom Ausland bei der Energieversorgung. Rosenberger führte aus, dass die Bundesrepublik 98,5 Prozent seines Erdöls, 80 Prozent seiner Steinkohle sowie 85 Prozent seines Erdgases importiert. Und dabei ist Deutschland zu großen Teilen von Russland abhängig. „Mehr als 30 Prozent unserer Energie beziehen wir aus Russland; das ist bedenklich hoch, wenn man die politischen Krisen im Hinterkopf hat.“ Vor allem Gas ist ein Gut, das nicht leicht zu ersetzen sei. Zum Transport durch die Northstream-Pipeline von Russland bis zur Ostsee gebe es nicht viele Alternativen. Kürzlich habe der russische Präsident Putin die Pläne für die sogenannte Southstream-Pipeline durch das Schwarze Meer und von dort nach Mitteleuropa kurzerhand im Papierkorb versenkt. Der Grund seien die Spannungen um die Ukraine – und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland.

„Für Deutschland wäre es gut, seine Bezugsquellen breiter aufzufächern“, riet Walther Rosenberger. Bei Öl, Gas, Heizöl und Strom sänken die Preise momentan. Der Ölpreis habe sich in den vergangenen sechs Jahren halbiert. „Doch hier kommen wir wieder zur Verfügbarkeit. Die Vorkommen sind endlich, also müssen wir langfristig mit höheren Preisen rechnen“, sagte der Referent.