Beim Pressestammtisch spricht Reiner Ruf von der Stuttgarter Zeitung über die Landtagswahl. Die anschließende Diskussion wird allerdings von einem anderen Thema geleitet.

Möhringen/Echterdingen - Der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf erfüllt die Erwartungen nicht, die seine Partei an ihn hatte.“ Das sagte Reiner Ruf, landespolitischer Korrespondent bei der Stuttgarter Zeitung, am Dienstag beim Pressestammtisch des Stadtseniorenrates und der Filder-Zeitung in der Echterdinger Zehntscheuer. Sein Thema: Baden-Württemberg rund einen Monat vor der Landtagswahl.

 

Mit Wolf habe die CDU einen Kandidaten gewählt, der auf Konsens angelegt sei, sagte Ruf. „Die CDU ist in Baden-Württemberg so tief verankert, dass sie nur jemanden braucht, der für die Leute akzeptabel ist. Da braucht man keinen Supermann.“ Die Beliebtheit von Wolf sinke einen Monat vor der Wahl allerdings eher, als dass sie steige. In Schwierigkeiten gebracht habe die CDU der amtierende Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Die Grünen haben sich erfolgreich in der Regierung eingenistet“, sagte Ruf. Kretschmann habe versucht, seine Partei zu christdemokratisieren und mit Bezeichnungen wie „die neue Wirtschaftspartei“ in der bürgerlichen Mitte festzusetzen. Den Ministerpräsidenten beschrieb Ruf als auf sympathische Weise eigenen, knorrigen Landesvater, der ein positives Ansehen im Land habe.

Die Grünen als konservative Kraft in der Mitte des Landes zu verankern, ist nach den Worten von Ruf auch aus Sicht der SPD keine falsche Strategie. Allerdings geschehe dies derzeit nicht zu Lasten der CDU. Momentan verliere die SPD Stimmen an die Grünen. Dieses Prinzip der „kommunizierenden Röhren“ habe auch schon in der Vergangenheit gegolten. „Und das kann die SPD nicht wollen.“

In der anschließenden Diskussion verschob sich der Schwerpunkt auf die Flüchtlingskrise. „Im Augenblick ist es wahrscheinlich, dass die Landtagswahl keine wirkliche Baden-Württemberg-Wahl sein wird.“ Die Bundespolitik in Sachen Flüchtlinge werde sich auswirken. Das Auftauchen der AfD habe alle Pläne auf landespolitischer Ebene durcheinander gebracht. „Voraussichtlich werden viele Menschen ihre Stimme dazu nutzen, der Bundesregierung einen Denkzettel zu verpassen.“ Ruf machte auch klar, dass die Flüchtlingsfrage in erster Linie ein bundes- und kein landespolitisches Thema sei. „Hier können wir nur darüber reden, wie wir mit den Flüchtlingen vor Ort umgehen.“ Alles andere müsse in Berlin geregelt werden.

Dass das Thema die Bürger wirklich beschäftigt, zeigte nicht nur die hitzige Diskussion, sondern auch die Tatsache, dass im gut gefüllten Bürgersaal der Zehntscheuer zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten.