Klaus Köster von den Stuttgarter Nachrichten spricht beim Pressestammtisch über Strafzinsen und magere Renditen. Er glaubt, dass die Anleger von heute, die Verlierer von morgen sein werden.

Möhringen/Echterdingen - Wenn wir schon die Lokomotive spielen sollen, dann sollten die Waggons wenigstens Räder haben.“ Das sagte Klaus Köster beim gestrigen Pressestammtisch des Stadtseniorenrates und der Filder-Zeitung in der Echterdinger Zehntscheuer. Der Ressortleiter Wirtschaft bei den Stuttgarter Nachrichten hat mit den Zuhörern über folgendes Thema diskutiert: „Strafzinsen und magere Renditen: Was macht die Eurokrise mit den Sparern?“

 

Auch für Köster ist die Entwicklung des Euro bedenklich. „Wir leben in einer verkehrten Welt“, stellte der Wirtschaftsexperte zu Beginn fest. Wo früher Firmen ein Wirtschaftswachstum schufen, von dem beide Seiten des Systems – Banken und Sparer – profitiert haben, erscheinen die heutigen Geldanleger „nur noch als lästige Bittsteller“.

Spekulationen brachten die großen Probleme

An allem Schuld ist nach den Worten von Köster nicht der Euro, sondern Spekulationen etwa seit dem Jahr 2000, als zunächst die Internet- und später die Immobilienblase geplatzt ist. US-Bürger haben auf Kredit Aktien und Immobilien gekauft. Die Aktienkurse fielen, die Häuser verloren an Wert, und die Menschen gingen reihenweise pleite.

Es folgte eine weltweite Bankenkrise. Für die Rettung dieser Banken zahlten etliche europäische Staaten Milliarden. „Deutschland ist eines der wirtschaftlich stärksten Länder Europas und dementsprechend in der Pflicht“, sagte Köster. Bei den bisherigen Rettungsaktionen für Griechenland habe die Bundesrepublik eine entscheidende Rolle gespielt.

Die Anleger von heute sind die Verlierer von morgen

Die Hauptleidtragenden dieser Rettung sind jedoch weniger die Banken und der Staat. „Es sind die Bürger selbst, die als Sparer bisher auf solide Lebensversicherungen und Bausparverträge gesetzt hatten. Plötzlich sind die Anleger von heute die Verlieren von morgen.“ Lag im Jahr 2000 der Garantiezins einer Lebensversicherung bei vier Prozent, so steht er derzeit bei 1,25 Prozent.

Momentan erheben einige Banken auf große Vermögen bereits Negativzinsen, also Strafzinsen. Diese Gefahr sieht Köster für den normalen Sparer nicht. Denn auch die Banken „haben Angst davor, dass ihre Kunden das Kapital abziehen“.

Trotz allem ist die gegenwärtige Situation für Köster kein Grund zur Panik. „Ein Risiko einzugehen, ist gefährlich, keines einzugehen, derzeit aber auch.“ Der Wirtschaftsredakteur rät Sparern zu einer Mischung aus verschiedenen Anlagen. „Dann verliert man im Zweifelsfall auf der einen Seite, gewinnt aber auf der anderen.“

Wer sein Geld vermehren will, sollte sich der Unberechenbarkeit mancher Anlagen bewusst sein. „Je höher die potenzielle Rendite ist, desto höher ist auch das Risiko.“ Köster sieht die Zukunft für Sparer jedoch nicht ganz so pessimistisch. „Auch wenn derzeit keine vernünftige Lösung der Zinskrise in Sicht ist, heißt das nicht, dass es in absehbarer Zeit keine geben wird.“

Pressestammtisch-Termin:

Der nächste Pressestammtisch in der Echterdinger Zehntscheuer, Maiergasse 8, findet am Dienstag, 10. März, 10 Uhr, statt. Der Referent ist Andreas Geldner, Redakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Sein Thema lautet: Google, Alibaba, Amazon: Müssen wir Angst vor der Internetüberwachung haben, oder verpassen wir unsere Chancen?