In Mannheim öffnet der Neubau der Kunsthalle der Architekten von Gerkan, Marg und Partner seine Pforten zum Preview-Wochenende. Nur wenige Werke geben einen Vorgeschmack auf die künftige Sammlungspräsentation.

Mannheim - Moment mal, sollte dieses Museum nicht edelmetallisch schimmern? Zumindest ist dieses Bild aus dem Wettbewerb hängengeblieben: eine Komposition gleichsam schwebender, zu einem kubischen Volumen addierter Raumboxen, umhüllt von einem transluzenten Fassadengeflecht. Und dann steht man vor diesem wuchtigen Kasten, an dem nichts schimmert und nichts schwebt. Aus der kupferfarbenen Rüstung des Entwurfs ist ein „Mesh“, ein dünnes Metallgitter geworden, das nur dem fantasiebegabten Betrachterauge als rötlich erscheint. Ist für die Kunst jetzt Käfighaltung angeordnet?

 

Vielleicht liegt es ja am trüben Licht des Dezembernachmittags, dass die Mannheimer Kunsthalle beim ersten Anblick jeden Charme vermissen lässt. Und dafür, denkt man, haben sie den ollen Mitzlaff-Bau abgerissen? Aber die Frage ist ungerecht. Technisch war der nach seinem Architekten benannte Vorgängerbau aus dem Jahr 1983 veraltet und räumlich von Anfang an verunglückt. Sonst hätte man sich in der Stadt nicht so für ein neues Haus ins Zeug gelegt. 50 Millionen ließ allein der SAP-Gründer Hans-Werner Hector für das 70-Millionen-Projekt springen und machte den größten deutschen Museumsneubau der letzten zehn Jahre so erst möglich, über 5 Millionen konnte die Kunsthallen-Stiftung an Spenden bei den Bürgern einwerben.

Architektur im Dienst der Kunst

Trotzdem wissen die Mannheimer noch nicht so recht, ob sie diesen neuen Kunstcontainer lieben oder hassen sollen. Als „Parkhaus“ wird der von den Hamburger Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) geplante Bau am noblen Friedrichsplatz von Kritikern bespöttelt – was einiges aussagt über die Architektursprache einer inzwischen etwas muffig riechenden Moderne, die sich immer viel darauf einbildete, als Fremdkörper aus altstädtischer Kulisse hervorzustechen. Man habe auch nicht Bilbao nacheifern wollen, erklärt die Kunsthallenchefin Ulrike Lorenz, sondern sich ein Haus gewünscht, das sich in den Dienst der Kunst stellt. Aber so neutral muss es trotzdem nicht gleich werden, und mit Frank Gehrys exzentrischem, mittlerweile zwanzig Jahre altem Guggenheim-Ableger in der baskischen Hafenstadt war das letzte Wort im Museumsbau ja auch nicht gesprochen. Neuere Kulturbauten wie die Erweiterung des Unterlinden-Museums von Herzog und de Meuron in Colmar setzen eher auf ein Weiterbauen als auf maximale Kontrastwirkung zum Bestand oder versuchen eine Neuinterpretation des Musiktempels aus dem Geist der Fabrikhalle in einem vormals industriell geprägten Quartier wie der Münchner Konzerthaus-Entwurf von Cukrowicz Nachbaur, ohne gleich ins Kastige zu verfallen.

Formal und maßstäblich nimmt das Gebäude von gmp dabei durchaus Notiz von seiner Umgebung. Der kubische Körper leitet sich aus der rigiden Schachbrettstruktur des Mannheimer Stadtgrundrisses ab, und sowohl in der achsialen Ausrichtung als auch dem Grundprinzip einer zweiflügeligen Anlage mit einer mittigen Halle bezieht sich das Haus auf den Altbau, den sogenannten Billingbau, in seinem Rücken. Aber von seinen unmittelbaren Nachbarn am Friedrichsplatz, gründerzeitlichen Arkadenbauten aus rotem Sandstein, distanziert sich der steife Quader dann doch wie von peinlichen Verwandten. In Fachkreisen nennt man diese Haltung „sich zu seiner Entstehungszeit bekennen“.