Die Antares-Rakete mit dem Frachter Cygnus, die am Dienstagabend kurz nach dem Start explodierte, wurde vom US-Unternehmen Orbital Sciences gebaut. Die Firma hat schon einige erfolgreiche Starts absolviert, wird nun aber mit einem Fehlschlag bekannt.

Stuttgart - Wallops – dieser Name klingt fremd, wenn es um die Raumfahrt geht. Amerikanische Raketen starten doch immer von Cape Canaveral in Florida, denkt man. Doch diese Zeit ist vorbei. Längst beginnen US-Raumfahrtmissionen auch auf Wallops Island im US-Bundesstaat Virginia. Von einer Startrampe direkt am Strand heben hier Antares-Raketen des Unternehmens Orbital Sciences ab: Seit April 2013 hat es zwar vier erfolgreiche Starts gegeben.

 

Besucher von Wallops Island schildern den abgerockten Charme des Raketen-Kontrollzentrums, mit rumpelnden Fahrstühlen und Linoleum aus längst vergangenen Jahrzehnten. Von Wallops aus starteten seit 1945 Raketen ins Weltall. Für die bemannte Raumfahrt war Wallops aber nie wichtig und wurde deshalb auch nie bekannt. Seine wichtigste Aufgabe ist jetzt, Antares-Raketen ins All zu bringen.

Orbital Sciences wurde 1982 in Dulles, Virginia, gegründet und spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines Raketenabwehrschilds gegen die Russen, dem SDI-Programm. Heute hat Orbital Sciences einen Platz in der neuen Nasa-Strategie, derzufolge Routineaufgaben wie die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS an private Unternehmen abgegeben werden. Nachdem 2011 das teure und risikoträchtige Spaceshuttle-Programm eingestellt wurde, wählte die Nasa in einem Wettbewerb unter anderem die Firma SpaceX. Diese führt seit 2012 mit ihrem Raumtransporter Dragon Versorgungsflüge zur ISS durch. Der nächste soll im Dezember starten. Dazu gesellte sich 2013 Orbital Sciences mit dem Raumfrachter Cygnus und eigens dafür entwickelten Antares-Raketen. Die Nasa hatte mit dem Unternehmen einen Vertrag über 1,9 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) geschlossen, der acht Versorgungsmissionen vorsieht.

Den Unternehmen geht es vor allem um pragmatische Lösungen und niedrige Entwicklungskosten. Das zeigen nicht zuletzt die Antares-Raketen von Orbital Scienes, von denen jetzt eine explodierte. Ihre Triebwerke stammen zum Teil aus dem sowjetischen Mondprogramm, das 1974 nach vier Fehlstarts eingestellt worden war. Die seitdem eingelagerten Triebwerke wurden Ende der 90er-Jahre an US-Firmen verkauft. Auch die Treibstofftanks sind nicht neu, sondern wieder aufgearbeitet, und Teile des Raketenkörpers werden in der Ukraine produziert.