Gegenüber freien Schulen gibt es viele Pauschalurteile. Der Blick auf die Zahlen bestätigt die wenigsten.

Stuttgart - Privatschulen ziehen immer mehr Schüler an. Jetzt sind sie in der Diskussion, weil sie höhere Landeszuschüsse fordern. Die Daten des Statistischen Bundesamts zum vergangenen Schuljahr rücken einige Kriterien in den Blick.

Kirche ist Träger Nummer eins


Von wegen Schulen für die Elite. Der größte Träger von Privatschulen in Deutschland ist die katholische Kirche. Sie unterhält 1146 Schulen, dicht gefolgt von der evangelischen Kirche mit 1089 Schulen. In Deutschland gibt es 192 Schulen Waldorfschulen. Dabei ist Baden-Württemberg, das Ursprungsland der Waldorfschulen, besonders stark vertreten. Zwischen Mannheim und Lörrach gibt es 56 Walddorfschulen. Insgesamt zählt Baden-Württemberg 680 Privatschulen mit 135000 Schülern. Etwa die Hälfte der Schulen im Land werden von den Kirchen getragen. Bundesweit gibt es 5015 Privatschulen.

Schulgeld manchmal subventioniert


Bei Angaben zur Höhe des Schulgeldes sind die privaten Träger sehr zurückhaltend. Laut Privatschulverband beträgt es durchschnittlich zwischen 50 und 200 Euro im Monat. Nach oben sind aber keine Grenzen gesetzt. Bei den kirchlichen Schulen ist das Schulgeld relativ gering. Die Kirchen subventionieren ihre Schulen oft über die Kirchensteuer. Nach Angaben der Erzdiözese Freiburg seien die Rücklagen aber in drei Jahren aufgebraucht, wenn die staatlichen Zuschüsse nicht steigen.

Hoher Anteil an beruflichen Schulen


Der Weg zur Berufsausbildung führt häufig über die Privatschule. Zwar sind drei Fünftel der Privatschulen in Deutschland allgemeinbildende Schulen, knapp 2000 Schulen sind berufliche Schulen. Jedoch sind nur 8,8 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen in privater Hand, bei den Berufsschulen sind es 21,8 Prozent. Besonders hoch ist ihr Anteil in den neuen Bundesländern. Dort hat fast jede dritte (30,2 Prozent) berufliche Schule einen privaten Träger. In Baden-Württemberg sind 25,5 Prozent der beruflichen und 10,8 Prozent der allgemein bildenden Schulen in privater Hand. Damit liegt der Südwesten im Ländervergleich jeweils auf Rang sechs.

Schulen für Bildungsbürger


Neuen Studien zufolge entschieden sich mehr als zwölf Prozent der Eltern mit Abitur für eine Privatschule. Dagegen melden lediglich fünf Prozent der Eltern mit niedrigerem Schulabschluss Sohn oder Tochter auf einer freien Schule an.

Viele Mädchen, wenig Ausländer


An Privatschulen ist der Frauenanteil höher. 56,7 Prozent der Privatschüler sind weiblich, an öffentlichen Schulen sind es 47,6 Prozent. Besonders gefragt sind Berufsfachschulen. Dort ist der Frauenanteil höher als 70 Prozent. An staatlichen Berufsfachschulen liegt er bei rund 55 Prozent. Die beliebtesten allgemeinbildenden Schulen bei Mädchen sind die Realschulen. Sie machen dort 67 Prozent der Schüler aus. Im vergangenen Schuljahr besuchten in Deutschland 9,2 Prozent der Schülerinnen und 6,5 Prozent der Schüler eine private Schule. Unter den ausländischen Schülern sind Privatschulen nur für 4,5 Prozent ein Thema. An fast allen Schularten des privaten Sektors gibt es deutlich weniger Ausländer als im öffentlichen Schulwesen. Eine Ausnahme bilden die Schulen des zweiten Bildungswegs mit einem Anteil von 21 Prozent (gegenüber 13 Prozent an öffentlichen Schulen) und die Teilzeitberufsschulen mit 7,5 gegenüber knapp sechs Prozent an öffentlichen Schulen. Der Ausländeranteil an privaten Gymnasien liegt bei rund 2,5 Prozent, an öffentlichen bei knapp fünf Prozent. An Hauptschulen beträgt die Quote etwa 14 gegenüber knapp 20 Prozent.

Klassen so groß wie überall


Individuellere Betreuung und intensive Förderung gelten als ein zentrales Kriterium für Privatschulen. Über die Klassengrößen wird das nicht erreicht. Im vergangenen Schuljahr saßen in Waldorfschulen 27 Schüler in einer Klasse. Auch in Realschulen und Gymnasien war die durchschnittliche Klassenstärke deutschlandweit in öffentlichen und privaten Schulen mit 27 Schülern gleich groß. Die privaten Grundschulklassen waren mit durchschnittlich 21 Schülern um einen Schüler kleiner als die öffentlichen Klassen.

Mehr Unterricht


Eine weitere Kennzahl für die Unterrichtsbedingungen ist der erteilte Unterricht pro Schüler. An Privatschulen entfielen auf einen Schüler durchschnittlich 1,8 Unterrichtsstunden pro Woche, an öffentlichen waren es 1,5 Stunden.

Unterschiedliche Erfolgsquote


Häufig gelten Privatschulen als Garanten für den Schulerfolg. Die Statistik besagt, dass deutschlandweit an den privaten Gymnasien 86,1 Prozent der Absolventen ihren Abschluss bestanden, an den staatlichen waren es 85,1 Prozent. Die Quote sagt nichts darüber aus, ob die Schüler einer Privatschule auch an einer öffentlichen erfolgreich gewesen wären oder umgekehrt. Baden-Württemberg ist die Erfolgsquote von privaten und öffentlichen Gymnasien gleich. Dagegen schnitten in Brandenburg und Hamburg Schüler öffentlicher Gymnasien deutlich besser ab als von privaten.