Das Fanny-Leicht-Gymnasium spielt das Musical Oliver. Mehr als ein Drittel der Schüler des Gymnasiums sind in irgendeiner Weise an der Produktion des Stücks beteiligt, rund 350 also.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Vaihingen - An einem Samstag steht eine Schule normalerweise leer – denkt man. An diesem Samstag ist am Fanny-Leicht-Gymnasium aber alles anders: Statt leerer Flure und verwaister Klassenzimmer herrscht überall kreatives Chaos. In der Gymnastikhalle proben die Musiklehrer Frank Kleinheins und Uli Lutz mit den Orchestern und Chören. Noch läuft es nicht ganz rund: „Das war wie Kraut und Rüben, das machen wir gleich noch mal“, ruft Kleinheins. In den Pausenhallen übt die Sportlehrerin Beate Nagel-Raub die Tanzchoreografie einer Szene. Währenddessen ist das Garderobenteam damit beschäftigt, Kostüme umzunähen und anzuprobieren, und in der Cafeteria wird bereits die Mittagsverpflegung vorbereitet.

 

Rund 350 Schüler sind an der Produktion beteiligt

Der Ausnahmezustand hat einen einfachen Grund: es ist Probenwochenende an der Schule. Ende Juli führt das Fanny-Leicht-Gymnasium das Musical „Oliver!“ in der Filderhalle in Leinfelden auf, nach dem Roman „Oliver Twist“ von Charles Dickens. Beteiligt sind neben Orchestern und Chören, Schülern und Lehrern auch die Bühnenbild- und die Technik-AG. Es ist nicht das erste Mal, dass die Schule ein Musical einstudiert. Seit dem Jahr 2000 ist es schon fast zur Tradition geworden, dass etwa alle zwei Jahre ein Musical zur Aufführung kommt. Diesmal sind aber aufgrund der Besetzungsliste von „Oliver!“ große und kleine Schüler dabei, von der fünften Klasse bis hinauf zur Abiturklasse. Mehr als zwei Drittel der Fanny-Leicht-Schüler sind in irgendeiner Weise an der Produktion beteiligt, rund 350 Schüler also. Die extra engagierte Theaterpädagogin Regina Peter führt Regie.

Mittendrin sind auch Eberhard Haiss und Maximilian Graupner. Haiss ist Englischlehrer am Fanny, der elfjährige Maximilian geht in die fünfte Klasse. Während es für Eberhard Haiss das letzte Jahr am Fanny ist – er wird in diesem Sommer pensioniert – ist es für Maximilian das erste. Beide spielen im Musical mit: Maximilian spielt gemeinsam mit Finn Weber in Doppelbesetzung die Hauptrolle des Oliver, Haiss stellt den Leichenbestatter Sowerberry dar. Die beiden verbindet aber noch mehr: Beide waren beziehungsweise sind bei den Hymnus-Chorknaben. „Ich war von 1959 bis 1964 ein Chorknabe“, erzählt Haiss, „also vor genau fünfzig Jahren“. Damals war Gerhard Wilhelm Chorleiter, heute ist es Rainer Homburg, dessen zwei Kinder ebenfalls das Fanny-Leicht-Gymnasium besuchen. Bereits vor anderthalb Jahren haben Maximilian und Haiss gemeinsam gesungen, damals noch unbekannterweise: „Der Hymnus-Chor hat Händels ‚Messias‘ in der Stiftskirche aufgeführt, und wir Ehemaligen haben auch mitgesungen“, erzählt Haiss.

Nervosität trotz Bühnenerfahrung

Auch nach seiner Hymnus-Zeit ist der Pädagoge der Musik und Kultur treu geblieben: 40 Jahre lang war er in seiner Freizeit Statist an der Staatsoper, seit dem Ende der 80er-Jahre bis 2002 hat er gemeinsam mit einem Kollegen die Theater-AG der Schule geleitet. „Bisher habe ich aber nie selbst mitgespielt“, sagt er. Jetzt, in seinem letzten Berufsjahr, ergab sich aber doch die Gelegenheit, das erste Mal in einem Musical als Solist mitzuwirken – und Haiss ergriff sie. „Zum Abschluss wollte ich doch noch mal mitmachen.“

Für Maximilian ist es in seinem ersten Jahr am Gymnasium ebenfalls die erste Rolle in einem Fanny-Musical. „Ich habe das Buch ‚Oliver Twist‘ gelesen und fand es gut“, erzählt er. „Da dachte ich, ich gehe mal hin und mache mit.“ Zwei Lieder mussten er und alle anderen Schüler für das Casting vorsingen. „Ich wollte gerne den Oliver singen“, gibt Maximilian zu – darum war er froh, dass sich die Regisseurin auch so entschieden hat. Mitgemacht hätte er trotzdem. „Schauspielen und Singen gefällt mir am besten“, sagt er. „Das Tanzen ist manchmal so kompliziert.“ Nervös wird er trotz seiner Bühnenerfahrung mit den Hymnus-Chorknaben sein. „Vor der Aufführung gucke ich mir dann alles noch mal an“, erzählt er. Zuversichtlich ist er, dass sich die vielen Proben auszahlen werden: „Vor drei Wochen dachte ich manchmal noch, oh je, ob das klappt? Aber jetzt kommt alles zusammen, und es funktioniert.“ „Oliver!“
wird von Donnerstag, 24. Juli, bis Sonntag, 27. Juli, viermal aufgeführt. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr in der Filderhalle Leinfelden, Bahnhofstraße 61.