Landesweit herrscht ein massiver Stau bei Führerscheinprüfungen. Tausende Fahrschüler warten auf einen Termin. Wegen Problemen beim Tüv Süd sollen jetzt sechs Fahrlehrer aus Bayern im Südwesten aushelfen.

Stuttgart - Gut eine Woche nach einem Bericht in unserer Zeitung über das zum Teil zwei Monate lange Warten auf einen Termin zur Führerscheinprüfung hat das Verkehrsministerium in Stuttgart mit einem Krisentreff reagiert. Als aufsichtsführende Behörde hat das Ministerium Vertreter des Tüv Süd eingeladen, um über die Beschwerden von Fahrlehrern und Fahrschülern zu sprechen. Der Technische Überwachungsverein (Tüv) hat in Baden-Württemberg das Monopol auf das Durchführen von Fahrprüfungen, er hat aber bei der Einführung einer neuen Software „Anlaufschwierigkeiten“ und „Fehler“ eingeräumt. Prüfungstermine werden seit Juni nur noch online vergeben, und das klappt nicht richtig. Wie das baden-württembergische Verkehrsministerium am Freitag mitteilte, soll das Problem bald behoben sein. „Wir erwarten eine rasche Rückkehr zu einem geregelten Geschäftsablauf“, sagte Uwe Lahl, der Amtschef im Ministerium. Der Tüv habe zugesichert, die Probleme bis Ende September zu beseitigen. „Die Gewährleistung von Fahrerlaubnisprüfungen mit einem Buchungsvorlauf von höchstens vier Wochen und damit die Rückkehr zu einem kundengerechten Verfahren hat für uns oberste Priorität“, sagte Lahl.

 

Das Ministerium schilderte die Ursache des Terminstaus und bezog sich dabei auf die Angaben der Geschäftsführung des Tüv Süd. Demnach war die neue Software nach einem erfolgreichen achtwöchigen Pilotprojekt in Hamburg auch im Südwesten an den Start gegangen. Dabei seien allerdings Fehlbuchungen im Bezahlsystem passiert, auch seien bei der Terminvergabe für die Fahrerlaubnisprüfungen wegen der Softwareprobleme „insbesondere kleinere Fahrschulen unbeabsichtigt beeinträchtigt worden“.

Fahrlehrer kritisieren Monopolstellung des Tüv

Mittlerweile aber habe der Tüv die Terminvergabe „neu strukturiert“. Im Brennpunkt stehe jetzt zunächst die Aufarbeitung der aufgelaufenen Prüfungsanmeldungen, seit Mitte Juli dürfen Prüfungen deshalb auch an mehreren Samstagen abgenommen werden. Auch sollen zeitlich begrenzt sechs Fahrprüfer aus Bayern im Südwesten aushelfen. Dem hat das Stuttgarter Verkehrsministerium zugestimmt. „Der Tüv Süd hat uns zugesichert, dass er durch diese Maßnahmen Fahrerlaubnisprüfungen mit einem Vorlauf von höchstens vier Wochen gewährleisten könne“, sagte Uwe Lahl – und das bis spätestens Ende September.

Der Terminstau hat in der Fahrschulbranche erheblichen Unmut ausgelöst. Jochen Klima, der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg, hat im SWR darüber sein Unverständnis darüber geäußert, dass der Tüv Süd die Umstellung ausgerechnet kurz vor den Sommerferien vorgenommen habe. Tausende warteten auf einen Prüftermin. In unserer Zeitung waren Fahrlehrer zu Wort gekommen, die die Monopolstellung des Tüv Süd bei den Fahrerlaubnisprüfungen wegen dieser Panne anzweifelten. Ein Fahrschüler berichtete, dass er wegen des überlangen Wartens auf einen Prüftermin nicht mehr wie geplant mit dem Motorrad in den Sommerurlaub nach Italien fahren konnte und nicht nur einen zeitlichen, sondern auch einen finanziellen Verlust erlitten habe.