Die Bundesregierung rechnet mit wachsender Mobilität in Deutschland. Das geht aus einer Prognose für das Jahr 2030 hervor. Der Transit- und Flugverkehr belasten dabei besonders die Achse Frankfurt-Stuttgart-München.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Der Verkehr auf deutschen Schienen, Straßen und Flughäfen wächst in Zukunft rasant. Das geht aus einer Prognose für das Jahr 2030 hervor, die Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch vorgestellt hat. Vor allem beim Gütertransport sind deutliche Zuwächse zu erwarten. Im Wettbewerb zwischen Bahn- und Straßenverkehr zeichnet sich eine Trendwende zugunsten der Züge ab. Regional ist die Verkehrsentwicklung sehr unterschiedlich. Auf den Südwesten kommen weitere Belastungen zu.

 

Der Studie zufolge werden die Verkehrsleistungen im Güterverkehr, gemessen in der Masse der beförderten Waren und der Länge der Transportwege, um 38 Prozent zunehmen. Im Bahnverkehr wird sogar mit einer Zunahme um knapp 43 Prozent gerechnet. Damit verzeichnet die Bahn erstmals größere Zuwachsraten als der Straßenverkehr. Lastwagen (72,5 Prozent) und Güterzüge (18,4 Prozent) werden einen wachsenden Anteil des Transports bewältigen – zu Lasten der Binnenschifffahrt.

Der Südwesten liegt über dem Bundesschnitt

Vor allem der Transitverkehr schwillt weiter an. Darunter haben vor allem die westlichen Bundesländer zu leiden. Zu den Regionen, in denen der Güterverkehr am stärksten wachsen wird, zählen Freiburg und Konstanz. Insgesamt wird die Menge der transportierten Güter im Südwesten um gut 17 Prozent zunehmen. Damit liegt das Land leicht über dem Bundesdurchschnitt. Stärker betroffen sind die Hafenstädte Hamburg und Bremen.

Trotz schrumpfender Einwohnerzahlen in Deutschland weist auch die Entwicklungskurve beim Personenverkehr weiter nach oben. Auch hier wächst die Verkehrsleistung auf der Schiene (19,2 Prozent) schneller als auf der Straße (9,9 Prozent). Noch rasanter nimmt der Flugverkehr zu (64,8 Prozent). Die Belastung wird vor allem im Süden der Republik und dort besonders im Umland der Großstädte überdurchschnittlich steigen. Betroffen sind von dieser Entwicklung vorrangig die Rheinschiene und die Achse Frankfurt-Stuttgart-München. Dennoch rechnet das Verkehrministerium mit einer rückläufigen Schadstoffproduktion in diesem Sektor. Der verkehrsbedingte Kohlendioxid-Ausstoß soll um 26 Prozent sinken.

Mehr Investitionen – aber wofür?

Das künftige Verkehrsaufkommen sei „mit den vorhandenen Haushaltsmitteln nicht bewältigbar“, sagt Minister Dobrindt. In Kürze will er seine Pläne für eine Autobahnmaut vorstellen. Dobrindt sprach sich auch für eine verstärkte Finanzierung öffentlicher Infrastrukturprojekte durch private Unternehmen aus. Die linke Verkehrsexpertin Sabine Leidig nannte Dobrindts Prognose „ein Horrorszenarium“. Er benutze diese Zahlen „als Argumentationslinie für das Zubetonieren weiterer Landschaften“. Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kirsten Lühmann, pocht darauf, „dass mehr Investitionen in die Schienenwege erforderlich sind als bisher geplant“.