Kinder sind etwas Wunderbares – aber auch anstrengend. Die Castellanos haben vier. Hinzu kamen bei Anja Castellano postnatale Depressionen. Als nichts mehr ging, holte sich die Familie Hilfe durch das Wellcome-Programm vom Haus der Familie.

Sillenbuch - Von dem Moment an, in dem ein kleiner Mensch das Licht der Welt erblickt, gerät die seiner Eltern bisweilen ganz schön ins Wanken. Anja und Angelo Castellano haben das schon viermal erlebt: bei Louis vor sechs Jahren, bei Eleni vor vier, bei Maya vor knapp drei und zuletzt bei ihrem 15 Monate alten Töchterchen Lilly. Doch Anja Castellanos Welt wankte nicht im normalen Maß: Die 34-Jährige litt nach jeder Geburt an einer postnatalen Depression. Nach Lillys Geburt wandte sie sich an das Haus der Familie, das mit dem Programm wellcome junge Familien unterstützt.

 

An zwei Nachmittagen in der Woche kam die ehrenamtliche wellcome-Mitarbeiterin Gerda Huber nach Sillenbuch und beschäftigte sich für zwei, drei Stunden mit Louis, Eleni und Maya – für Anja Castellano „eine Mega-Entlastung“, wie sie sagt.

Erst einmal den Stolz überwinden

Dabei war es für die vierfache Mutter zunächst nicht leicht, sich Hilfe zu suchen: „Man hat ja auch irgendwie so einen Stolz, es allein zu packen“, sagt sie. Doch dann sei nichts mehr gegangen: der Mann den ganzen Tag bei der Arbeit, die Eltern zwar im selben Haus, aber ebenfalls berufstätig, die Kinder, die Depression. Um Schlimmeres zu verhindern, nahmen die Castellanos Kontakt zum Haus der Familie auf – und die Hilfe kam „wahnsinnig schnell und unbürokratisch“, wie Anja Castellano sagt.

Gerda Huber hätte selbst gerne jemanden gehabt, als ihre Kinder noch klein waren: „Es ist schon anstrengend, wenn man weiß, man hat sie den ganzen Tag und in der Nacht auch.“ Die 59-Jährige aus Obertürkheim ist vor ungefähr drei Jahren über einen kleinen Zeitungsartikel auf wellcome aufmerksam geworden. Und da sie selbst noch keine Enkel hat, die Altersteilzeit aber „irgendwann langweilig“ war, wurde sie ehrenamtlich für wellcome tätig.

Ein paar Stunden

Die Castellanos sind die zweite Familie, die Huber begleitet hat. Von November 2014 bis Juni 2015 entlastete sie die Castellanos, indem sie beispielsweise mit Louis, Eleni und Maya nach dem Kindergarten auf den Spielplatz ging. Wie die drei auf sie reagierten, sei tagesformabhängig: „Mal war alles klasse, ein anderes Mal hieß es: ,Geh weg!‘“, sagt Huber. Aber im Zweifelsfall wusste sie, dass es nur ein paar Stunden sind – Stunden, die Anja Castellano halfen, weil sie sich ganz auf die jüngste Tochter oder auf sich konzentrieren konnte.

Was die Ehrenamtlichen in ihrer Zeit in den Familien machen, hängt vom Bedarf ab, sagt Corinna Wirth, die Geschäftsführerin des Hauses der Familie. Ziel sei es nicht, den Haushalt zu schmeißen. Aber ob die Unterstützung darin besteht, Mehrlings-Eltern zum Arzt zu begleiten, unerfahrenen Müttern zur Seite zu stehen oder das Kind zu nehmen, damit Schlaf nachgeholt werden kann, werde mit den Familien direkt abgeklärt. Das gelte auch für das Entgelt. Das Angebot richte sich an alle Familien: „Unterstützungswürdigkeit ist subjektiv. Wenn sich eine Familie meldet, gehen wir von einem Bedarf aus“, sagt Wirth. Geschaut werde allerdings, ob sich der Bedarf mit dem Angebot decken lasse.

Bei der Familie Castellano war das der Fall. „Jetzt läuft’s“, sagt Anja Castellano, während Louis, Eleni, Maya und Lilly durch die Wohnung toben, damit aber höchstens die Möbel ins Wanken bringen.

Infos zu wellcome

Informationen zu dem Programm gibt es am Donnerstag, 15. Oktober, im Haus der Familie, Elwertstraße 4 in Bad Cannstatt. Von 19.30 Uhr an stellen sich dort die Ehrenamtlichen und die Koordinatorinnen vor. Mehr gibt es auch unter www.wellcome-online.de.