Der Jugendrat hat eine Idee: Im Bezirk Nord soll es ein öffentliches Bücherregal geben, an dem sich jeder bedienen kann, sowohl was das Herausnehmen wie auch das Hineinstellen angeht. Die Bezirksbeiräte unterstützen die Idee ausnahmslos.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Booksharing, so heißt das Vorhaben auf Englisch, übersetzt also: Bücher teilen. Darunter versteht man ein öffentlich zugängliches und nutzbares Bücherregal. Jeder kann Bücher herausnehmen, lesen und so lange behalten, wie man möchte, ohne Mahngebühren wie in der Bücherei. Man kann die Bücher auch behalten oder auch eigene Bücher, die man weitergeben möchte, hineinstellen.

 

So etwas stellen sich die Nachwuchspolitiker im Jugendrat Nord nun auch vor. Annika Jonas und Antonia Pervanidis haben ihre Pläne kürzlich im Bezirksbeirat Nord vorgestellt. „Dazu stellt man einen Bücherschrank an einem öffentlichen Ort auf, jeder kann Bücher hineinstellen, herausnehmen und tauschen“, erklärten die beiden. An anderen Stellen Stuttgarts gibt es einen solchen Bücherschrank bereits, beispielsweise eine umfunktionierte Telefonzelle in Untertürkheim oder ein Regal mit Kinder- und Jugendbüchern im unteren Schlossgarten. Damit, so die beiden Jugendrätinnen, werden Weiterbildung und Recycling gefördert: „Man kann kostenlos lesen, das ist auch für Menschen mit wenig Geld oder Flüchtlinge interessant.“

Die Jugendräte haben mögliche Standorte ausgeguckt

Dabei wollen die Nachwuchspolitiker auch ein Zeichen setzen: „Mehr lesen, weniger auf das Handy gucken!“ Drei mögliche Standorte haben sich die Jugendlichen bereits ausgeguckt: im Höhenpark Killesberg bei Eliszis Jahrmarkt, an der Helfferichstraße und am jüngst neu gestalteten Spielplatz Klein-/Knapp-/Knollstraße im Nordbahnhofviertel.

Die Bezirksbeiräte fanden nur Lob für dieses Projekt. „Das findet unsere Unterstützung“, sagte Timo Haug (CDU) und schlug die Killesberghöhe anstatt des Standorts Höhenpark vor. Auch Suvi-Kristin Welt (Bündnis 90/Die Grünen) fand: „Das ist eine super Idee.“ Hans-Christian Wieder (CDU) erkundigte sich, ob es schon Ideen gäbe, wie man das Regal wetterfest machen könnte.

„Wir sind natürlich offen für neue Standortvorschläge“, sagte Antonia Pervanidis. Sie ergänzte, dass der Jugendrat Nord sich auch selbst um das Bücherregal kümmern wolle, also es wetterfest zu machen sowie regelmäßig zu kontrollieren. Der Bezirksbeirat Nord entschied einstimmig, das Booksharing-Projekt des Jugendrats zu unterstützen, und die Stadtverwaltung um eine „wohlwollende Prüfung“ des Vorhabens zu bitten. „Wir sind alle begeistert von der Idee“, sagte die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger.

Nach der Jugendratswahl wird weiter geplant

„Die Idee stammt von Annika Jonas“, berichtet Antonia Pervanidis auf Nachfrage dieser Zeitung. „Sie hat in Frankfurt ein öffentliches Bücherregal entdeckt und hat dem Jugendrat Nord die Idee vorgeschlagen. Ich war von der Idee begeistert.“

Mit der Zustimmung des Bezirksbeirats stehen Realisierung und Finanzierung an. Auch muss der endgültige Standort ausgewählt werden. Allerdings stehen nun zuallererst die Jugendratswahlen an, die noch bis Anfang Februar dauern werden. Der neugewählte Jugendrat Nord wird sich dann um die Umsetzung dieses Projekts kümmern. „Wir werden uns allerdings so schnell wie möglich dafür stark machen“, sagt Antonia Pervanidis.