Bergeweise Pappbecher, zahllose Zigarettenstummel, allerhand Altpapier: Die Straßen im Landkreis Ludwigsburg vermüllen zusehends. Nun will das Landratsamt dagegen vorgehen – mit einer ganz speziellen Putztruppe.

Ludwigsburg - Bergeweise Pappbecher, zahllose Zigarettenstummel, allerhand Altpapier: Wenn Hans Schmid in seinem Auto unterwegs ist, sieht er Müll, wohin er auch blickt. Für den ehemaligen Ludwigsburger Baubürgermeister sind die Straßenränder im Landkreis längst „Mülldeponien“ geworden. Er habe den Eindruck, die Aschenbecher in den Fahrzeugen würden gar nicht mehr benutzt, sagt der CDU-Kreisrat. Der Unrat schade der Umwelt und verschandle das Landschaftsbild, meinen Schmid und seine Fraktionskollegen im Ludwigsburger Kreistag. Doch statt zu resignieren, wollen sie zum Gegenschlag ausholen – und das Ludwigsburger Landratsamt mit ihnen.

 

Auf Antrag der Christdemokraten hat der Umweltausschuss des Kreistages unlängst beschlossen, eine neue Putzkolonne bei der Straßenmeisterei zu schaffen. Sechs neue Mitarbeiter sollen von Herbst an dafür sorgen, dass entlang der 700 Kilometer Asphalt, für die der Kreis zuständig ist, kein Schnipsel mehr zu sehen ist. Das Besondere: Als Saubermänner sollen Langzeitarbeitslose eingestellt werden, die das Jobcenter vermittelt.

100 000 Euro pro Jahr kostet das Projekt – am Anfang

Auch aus Sicht der Verwaltung ist das Müllproblem in den vergangenen Jahren immer drängender geworden. Man putze deutlich häufiger als früher, sagt der Vizelandrat Jürgen Vogt, doch immer mehr Verkehrsteilnehmer würden immer mehr Müll produzieren. An manchen Stellen, etwa entlang der Bundesstraße 27 zwischen Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen, müsse die Straßenmeisterei inzwischen wöchentlich anrücken, um überhaupt einen sichtbaren Erfolg zu erzielen. Die Moral in Sachen Abfallentsorgung habe sich in den vergangenen Jahren leider „deutlich verschlechtert“, heißt es.

Den Kampf gegen den Müll lässt sich der Kreis Ludwigsburg künftig einiges kosten. Rund 214 000 Euro pro Jahr werden fällig, davon sollen fünf Stellen für Langzeitarbeitlose und ein Vorarbeiter für die Truppe bezahlt werden. Zudem muss das Landratsamt für rund 37 000 Euro einen neuen Transporter und Ausrüstung für die Putzer anschaffen. Da ein solches Projekt gefördert werden kann, halbieren die sich die Kosten für die Kreiskasse zumindest in den ersten beiden Jahren.

Mit dem Konzept ist der Landkreis Ludwigsburg zumindest in der Stuttgarter Region ein Vorreiter. Als Vorbild gilt der Ostalbkreis, im Aalener Landratsamt gibt es zurzeit zwei Putzkolonnen, in der Hartz-IV-Empfänger beschäftigt werden. Eine Konkurrenz zu privaten Reinigungsfirmen sieht man in Ludwigsburg derweil nicht: In der Vergangenheit habe man zwar immer wieder einzelne Straßenabschnitte an Unternehmen vergeben, erklärt der Sprecher Andreas Fritz, vor allem bei „Leistungsengpässen“. Grundsätzlich sei die Sauberkeit am Straßenrand aber eine „ureigene Arbeit“ des Straßenbetriebsdienstes. Man sehe deshalb keine Konkurrenz – zumal es wohl keine neuen Arbeitsmöglichkeiten für Hartz-IV-Empfänger geben würde, hätte der Kreis ein Unternehmen beauftragt.

Ist Prävention besser als Putzen?

In der Kreispolitik ist die Zustimmung zum Vorhaben groß: „Sauberkeit hat ihren Preis“, sagt beispielsweise Rainer Gessler (Freie Wähler), dessen Fraktion wie die meisten anderen Kreisräte dem Konzept zustimmte. Eberhard Zucker, Vorsitzender des Kreisbauernverbands und ebenfalls Freie-Wähler-Kreisrat, glaubt dagegen, dass man „das Kernproblem damit nicht löse“. Statt für viel Geld den Müll einsammeln zu lassen, solle das Geld lieber in Aufklärung und Prävention investiert werden, damit die Autofahrer der Zukunft nicht so achtlos mit der Umwelt umgehen würden.

Eine Idee, um zumindest auf das Problem hinzuweisen, kommt von der Verwaltung: Hinweistafeln an neuralgischen Punkten. „Straße ist kein Müllplatz“ soll dort dann stehen.