Ende August 2018 soll auf dem früheren Areal des Bürgerhospitals der Wohnungsbau beginnen. Dann werden laut Plan die momentan dort lebenden Flüchtlinge das ehemalige Bettenhaus verlassen haben. Das Umbauprojekt für die städtische Tochter SWSG stand allerdings auf der Kippe.

Stuttgart - Das größte Hindernis ist weg. Die Denkmalbehörde im Regierungspräsidium (RP) Stuttgart hat im Grundsatz grünes Licht für den Umbau des früheren Bettenhauses des Bürgerhospitals gegeben. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) kann jetzt die Vorbereitungen ankurbeln, um von September 2018 an in dem Denkmal rund 150 Wohnungen einzubauen.

 

Ringen ums Bettenhaus

Für die städtische Tochter ist das ein mehr als willkommener Bescheid. Nach Informationen dieser Zeitung hatte sie bereits mit dem Ausstieg aus dem Projekt gedroht, das als Initialzündung für einen großen Stuttgarter Wohnungsbauschwerpunkt mit rund 600 Wohnungen gedacht ist.

Die Hektik rund um das Projekt auf dem sogenannten Tunzhofer Areal im Stuttgarter Norden hatte zuletzt noch zugenommen. „Im Moment kann nicht mit Bestimmtheit von der Umsetzung des Projekts im Bettenhaus gesprochen werden“, hatte die SWSG zuerst auf Anfrage dieser Zeitung erklärt. Wichtige Abstimmungsgespräche stünden aus. Ob und in welcher Form das Vorhaben umgesetzt werde, entscheide sich voraussichtlich bis Ende Oktober. Ein paar Stunden später trudelte dann die denkmalschutzrechtliche Genehmigung aus dem RP ein. Sie stellt eine Grundsatzentscheidung zugunsten des Wohnungsbaus dar. Infolgedessen ist inzwischen auch Helmuth Caesar, der Technische Geschäftsführer der SWSG, entspannter. Tatsächlich sei eine wichtige Hürde für mehr preiswerte Wohnungen in Stuttgart genommen, ließ er jetzt diese Zeitung wissen. Die Frage, ob das Unternehmen den Plan umsetze, sei für das Unternehmen nun klar zu bejahen. Allerdings müssten noch notwendige Fragen nach dem Wie der Umsetzung geklärt werden.

Bei der SWSG ist Unmut entstanden

Das RP verriet nur, der Denkmalschutz habe seine Stellungnahme bei der Stadt abgegeben. Kein Wort darüber, dass sich die Behörde lange schwer mit dem Vorhaben getan hatte, weil die SWSG die künftigen Wohnungen mit Balkonen anbieten und damit in die Fassaden mit der für das Gebäude typischen Materialien eingreifen will. Die Bedenken drohten bei der SWSG das Fass zum Überlaufen zu bringen. Denn das Konzept musste ohnehin wiederholt geändert werden. Unter anderem deshalb, weil die Stadt den Markt jetzt – passend zu den Einschätzungen von OB Fritz Kuhn (Grüne) – besonders mit gut geschnittenen kleinen Wohnungen bedienen will. Dort sieht man besonderen Bedarf. Im früheren Bettenhaus sollen jetzt nicht mehr nur 120 Wohnungen entstehen, sondern nach derzeitiger Überlegung bis zu 150 Einheiten.

Für das gesamte Entwicklungsgebiet, zu dem neben den Flächen des verlagerten Bürgerhospitals auch ein Gelände der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) an der Türlenstraße gehört, peilt man immer noch mindestens 600 Wohnungen an, Tendenz steigend. Demnach würden hier einmal gut 1200 Bewohner vor allem geförderte und damit für Stuttgarter Verhältnisse halbwegs preisgünstige Wohnungen erhalten.

Abzug der Flüchtlinge

Ebenso viele Menschen wohnen jetzt schon dort, allerdings nur auf Zeit, weil es sich um Flüchtlinge handelt. Viele von ihnen werden noch geraume Zeit auf diese Unterkünfte angewiesen sein. Darum – und weil die AWS noch ein Ausweichgelände suchen und beziehen muss – wird es bis zum Beginn des letzten Bauabschnitts auf dem früheren Hospitalgelände zwischen Türlen- und Wolframstraße, Tunzhofer Straße und Gäubahnlinie voraussichtlich noch rund acht Jahre bis zum letzten Spatenstich dauern. Die komplette Fertigstellung wird wohl noch mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen.

Neuer Zeitplan

Für den Rückzug der Flüchtlinge hat Sozialamtsleiter Stefan Spatz in enger Abstimmung mit dem Ersten Bürgermeister Michael Föll (CDU) und diversen Ämtern einen genauen Plan formuliert. Im August 2018 soll das Bettenhaus (Adresse: Tunzhofer Straße 12) von den letzten der dort lebenden 600 Flüchtlinge verlassen und damit der Umbau möglich werden. Im Nebengebäude 12 B packen die 60 Bewohner spätestens bis Ende 2018 die Koffer. Gleiches gilt für das Gebäude Nummer 18, wo etwa 300 Menschen Zuflucht fanden. Aus dem Haus Nummer 18 A sind jüngst bereits 90 Flüchtlinge ausgezogen. Am längsten, laut Plan noch bis Ende des Jahres 2025, wird das Gebäude Tunzhofer Straße 20 ein Flüchtlingsquartier mit 200 Bewohnern bleiben.

Stadtverwaltung lobt ehrenamtliche Helfer

Mit dem Rückzug auf Raten geht ein Kapitel der Flüchtlingsunterbringung zu Ende, das für Stefan Spatz durchaus eine Erfolgsgeschichte ist. Jedenfalls, sagt der Sozialamtsleiter, sei man mit den Flüchtlingsunterkünften auf dem früheren Hospital- und heutigem Tunzhofer-Areal „besser gefahren, als wir zunächst dachten“. In Spitzenzeiten lebten auf dem Gelände immerhin 1300 bis 1400 Flüchtlinge.

Die schiere Masse der Menschen schafft natürlich Probleme. Dass es so gut funktionierte, verdanke man dem hier tätigen Caritasverband, dem bürgerschaftlichen Engagement von Einzelpersonen und nicht zuletzt einem Sicherheitsdienst mit etwa 20 Mitarbeitern, sagt Spatz. Positiv habe sich auch ausgewirkt, dass für die Flüchtlinge diverse Gebäude um einen Park herum zur Verfügung standen. „Das ergab eine Art von Dorfcharakter“, erklärt der Sozialamtsleiter. Auch wenn es damit nun zu Ende geht, ist ihm trotzdem nicht bange. Das liegt daran, dass die Stadt die Errichtung von Systembauten für Flüchtlinge nicht eingestellt habe, als deren Zuwanderung geringer wurde.