Das vor einem Jahr gestartete Projekt in der Widdersteinstraße ist ein Selbstläufer geworden.

Untertürkheim - Einen ersten Geburtstag zu feiern, das ist immer etwas Besonders. Zumal dann, wenn sich dieser Geburtstag entgegen mancherlei Erwartung ergibt, wie bei der Bücherzelle am Eingang der Widdersteinstraße. Die Fußgängerzone ist ja nicht die Flaniermeile der Stadt, sondern eher deren Gegenteil: eine ausgewiesene Problemzone, der mit einem Masterplan perspektivisch aufgeholfen werden soll.

 

Entsprechend stark war die Skepsis, als die Aktion „Bunt statt grau“ zusammen mit dem Bürgerverein und dem Kulturhausverein das Vorhaben vorgestellt hatte, eine alte Telefonzelle just an dieser Stelle zu platzieren und mit Büchern zu befüllen: als frei zugängliche Lektüre-Station. Vandalismus war befürchtet worden, eine Ecke als Magnet für Unsinn und Unrat. Doch siehe da: Was quer durch die Republik funktioniert, das funktioniert auch in der Fußgängerzone Untertürkheim!

„Die Bücherzelle ist ein Selbstläufer geworden“, erklärte Klaus Enslin, der Vorsitzende des Bürgervereins, anlässlich einer kleinen Feier zum ersten Geburtstag der Büchertankstelle, als er vor Ort mit Akteuren wie Andrea Nicht-Roth und Marlene Blumenstock mit einem Gläschen Sekt auf die Erfolgsgeschichte anstieß. Enslin resümierte: „Die Bücherzelle als frei zugängliches Gemeinschaftsmöbel für alle Bürger funktioniert hervorragend. Sie wird gut besucht, zu allen Tages- und Nachtzeiten. Und ganz nebenbei ist die Bücherzelle ein Blickfang am oberen Ende der Fußgängerzone.“ Bestückt ist sie mit rund 100 Büchern, von Bürgern zur Verfügung gestellt. Benutzerregeln gibt es nur wenige. Wer Lust hat, kann sich hier Bücher ausleihen und zurückbringen. Oder auch behalten und möglichst gegen andere Bücher tauschen. Besonders beliebt sind aktuelle Romane und Krimis, aber auch Sach- und Reisebücher sind zu haben. „Kinderbücher könnten es mehr sein“, findet Enslin, der mit einigen anderen die Zelle pflegt. Und das geht ganz nebenbei. Sortieren, Ordnung schaffen, ergänzen: „Mehr ist nicht nötig. Das ist wirklich erfreulich.“