In Stuttgart haben sich Anleger der insolventen Firma Prokon getroffen, um für ihre Interessen zu kämpfen. Sie werden wohl einen langen Atem brauchen.

Stuttgart - Am Samstag um 13 Uhr macht die Energiewende in Stuttgart Station. In einem Vortragssaal der Volkshochschule sitzen mehr als hundert Zuhörer, sie wollen wissen, was von ihren Hoffnungen übrig geblieben ist. Sie alle haben einst Filme oder Prospekte gesehen, die eine saubere Zukunft versprachen – eine Zukunft, mit der sich Geld verdienen lässt. Daraufhin haben sie in das Unternehmen Prokon investiert, einen Windkraftbetreiber. Wer hier investierte, versprach sich neben Profit auch ein gutes Gewissen.

 

Doch der Wind hat sich für die Firma ungünstig gedreht, inzwischen führt ein Insolvenzverwalter Prokon, und auch etliche Stuttgarter stellen sich nun die Frage, ob und wie viel sie jemals von ihrem eingesetzten Kapital wiedersehen werden. „Wir wollen uns nicht einfach abspeisen lassen“, sagt Siegfried Schreiber, der sich von Beginn an bei den „Freunden von Prokon“ engagiert. Der Verein hat sich zwei anspruchsvolle Ziele gesetzt: Seine Mitglieder wollen ihre finanziellen Verluste in Grenzen halten – gleichzeitig sollen beim Unternehmen so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten bleiben.

Der Verein vertritt 10 000 Anleger

Die Stuttgarter Gruppe trifft sich an diesem Samstag zum zweiten Mal, sie ist Teil einer Graswurzelbewegung: Bundesweit haben sich viele „Freunde von Prokon“ im Internet miteinander vernetzt. Inzwischen vertritt der Verein die Interessen von rund 10 000 Anlegern. In Stuttgart leuchten in den Reihen der Zuhörer viele weiße Haarschöpfe – für die Kleinanleger geht es ganz konkret darum, ob große Teile ihres mühsam für das Alter ersparten Geldes für immer verloren sind.