Gehörig vom rechten Weg abgekommen ist ein alkoholisierter Autofahrer in der Nacht zum Montag in Stuttgart-Feuerbach. Das Auto blieb im Gleisbett einer Stadtbahn-Haltestelle stecken. Volltrunkene Autofahrer werden für die Polizei zu einem immer größeren Problem.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Verkehrspolizeichefin Claudia Rohde hatte es schon vor Wochen beklagt: „Wir haben es nicht nur mit betrunkenen Autofahrern zu tun, sondern zunehmend auch mit autofahrenden Trinkern.“ Dass bei der überwiegenden Zahl der Alkoholunfälle in Stuttgart nicht nur ein Gläschen zu viel eine Rolle spielt, sondern sicherlich deutlich mehr – dafür lieferte nun ein 62-Jähriger in Feuerbach den jüngsten Beweis.

 

Der Begriff Haltestelle ist eigentlich anders gemeint: An der Stadtbahnstation Sieglestraße stand am Sonntag um 23.35 Uhr jedenfalls nicht ein gelber Zug, sondern ein kleiner Opel Corsa auf dem Gleis. Der 62-jährige Fahrer aus dem Kreis Ludwigsburg hatte sich stadtauswärts gehörig verirrt. „Keine Ahnung, wie der dort hin geraten ist“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann, „doch offensichtlich war das nicht der einzige Zwischenfall auf der Fahrt von der Innenstadt nach Feuerbach.“

Der Grund für die Irrfahrt war jedenfalls schnell gefunden: Der Fahrer war erheblich alkoholisiert. Der Mann musste von Polizisten gestützt von den Gleisen geführt werden. Ein Alkomattest ergab einen Wert weit über zwei Promille. Ob der Mann ein Alkoholproblem hat, ist offen. Tatsache ist, dass er zu diesem Zeitpunkt noch seinen Führerschein hatte. Der wurde freilich nach dieser Irrfahrt von der Polizei sichergestellt. Der Fahrer musste zur Blutprobe.

77 Prozent der Unfallfahrer sind absolut fahruntüchtig

Weil der Mann womöglich für weitere Blechschäden und Gefährdungen verantwortlich ist, sucht die Polizei noch mögliche Zeugen und Geschädigte. Hinweise werden unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 38 00 entgegengenommen.

Gewissermaßen Opfer der Irrfahrt wurden zwei 22 und 47 Jahre alte Autofahrerinnen, die während der Unfallaufnahme in der Heilbronner Straße in einen Auffahrunfall verwickelt wurden. Eine Beteiligte wurde leicht verletzt. Der Schaden: 10 000 Euro.

Dass sehr hohe Promillezahlen bei Unfällen in Stuttgart eine immer größere Rolle spielen, ist für die Polizei keine Überraschung. In der Unfallstatistik des Jahres 2016 stecken alarmierende Zahlen. Zwar sank die Zahl der Alkoholunfälle von 251 auf 245 – doch der Promillepegel steigt. 77 Prozent der Unfallbeteiligten hatten einen Wert von mehr als 1,1 Promille – waren somit absolut fahruntüchtig. Nicht weniger erschreckend ist der Anteil der Unfallbeteiligten mit mehr als 1,6 Promille: Der lag laut Stuttgarter Polizei bei 45 Prozent.

Jeder Fünfte mit über zwei Promille

Die mehr als zwei Promille bei dem 62-jährigen Unfallfahrer von Feuerbach sind ebenfalls nicht gerade exotisch. Bei den Alkoholunfällen des vergangenen Jahres in der Landeshauptstadt hatten 20 Prozent der Beteiligten – also jeder Fünfte – einen Wert von mehr als zwei Promille. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass es Alkoholunfälle gibt“, sagt Verkehrspolizeichefin Claudia Rohde. Die Rechtsvorschriften und Risiken seien hinlänglich bekannt. Alkohol werde ein Schwerpunkt für Polizeikontrollen bleiben.

Und doch gibt es immer wieder erstaunliche Sünden: Ein 21-Jähriger wurde in Bad Cannstatt erwischt, als er mit 1,9 Promille hinterm Steuer saß. Seine Begründung: Er sei gefahren, weil sein Kumpel dafür zu betrunken gewesen sei. Mit 1,8 Promille wurde eine prominente deutsche Boxerin erwischt, als sie mit ihrem Porsche einen Unfall mit drei Verletzten und 20 000 Euro Schaden im Stuttgarter Norden verursachte. Den traurigen Höchstwert setzte mit vier Promille ein 28-jähriger Fußgänger. Er lief im Stuttgarter Westen gegen eine 29-jährige Radfahrerin – beide wurden schwer verletzt.