Der häufige Wechsel an der Tierheimspitze hat für viel Unruhe gesorgt. Nun protestieren ein paar Gassigänger auch noch gegen die reduzierten Öffnungszeiten.

Böblingen - Der Knatsch im Böblinger Tierheim nimmt offenbar kein Ende. Björn Hinck, momentan alleiniger Geschäftsführer des Tierheims, hat Anfang September ein Schreiben erhalten, das von „Mitgliedern des Tierschutzvereins“ gezeichnet ist. „Mit großem Entsetzen mussten wir feststellen, dass Frau Andok im Einklang mit Ihnen die Gassigeherzeiten sowie die Öffnungszeiten verändert hat“, ist da zu lesen. Die Tierheimleiterin Ute Andok nimmt den Brief gelassen. Es könne sich höchstens um drei oder vier berufstätige Personen handeln, die von der Neuregelung betroffen seien. Dadurch werde aber die Arbeitszeit reduziert und Geld gespart.

 

Ständig in den roten Zahlen

Und das ist auch nötig. Denn das Tierheim schreibt regelmäßig rote Zahlen – im Durchschnitt 130 000 Euro jährlich. Für das Defizit muss der Tierschutzverein aufkommen, der rund 1300 Mitglieder zählt. Er finanziert sich überwiegend aus Spenden. Neben dem Verein ist auch der Kreis Träger des Tierheims, der die Arbeiten mit einem festen Betrag von jährlich 270 000 Euro unterstützt.

„Wir sparen pro Woche neun Arbeitsstunden“, sagt Andok, „weil wir auf den Zwei-Schicht-Betrieb verzichten können und mit weniger Personal auskommen.“ Durch die verkürzte Ausgehzeit bis 16.30 Uhr können die Tiere nun früher gefüttert und falls nötig mit Medikamenten versorgt werden. „Bisher waren die Gassigeher bis 18 Uhr unterwegs. Weil wir dann aber auch geschlossen hatten, waren manche Hunde gar nicht da“, sagt Andok. Die Tierfreunde können nun noch bis 17 Uhr zu den Hunden, um sich einen vermitteln zu lassen.

Tierasyl platzt fast aus den Nähten

Die Tierheimleiterin hat auch Verständnis für die rund 50 Ehrenamtlichen, die mit den Vierbeinern spazieren gehen wollen: „Manche haben erst am späten Nachmittag Zeit, wenn sie von ihrem Job nach Hause kommen.“ Doch das seien nur sehr wenige. Dass sich die Kritiker nicht offen an sie wenden, findet Andok einfach schade. Denn der Brief ist mit einem handschriftlichen Kringel signiert.

„Wir haben inzwischen sehr viele Tiere, die versorgt werden müssen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Tierheim-Gesellschaft, Wolf Eisenmann. Der Gesellschaft gehören der Tierschutzverein und der Kreis an, beide Partner stellen je einen Geschäftsführer. Mit zurzeit 120 Katzen und 26 Hunden platze das Asyl fast aus den Nähten. Die Tiere müssten dennoch genügend Pflege erhalten, betont Eisenmann. Deshalb seien die Öffnungszeiten von 60 auf knapp 40 Stunden reduziert worden. Den Gassigehern bleibe immer noch genügend Zeit, befindet Eisenmann.

Unmut an der Tagesordnung

Unmut und Streit hatte es wegen der Organisation des Heims und der Tierpflege immer wieder gegeben. Auf Grund der Querelen war im Juli Markus Hess als Geschäftsführer zurückgetreten, sodass Björn Hinck im Auftrag des Kreises vorübergehend alleine die Geschäftsführung inne hat. Und Ute Andok wiederum ist erst 13 Monate im Amt. Ihre Vorgängerinnen brachten es auf kaum ein halbes Jahr. „Sie ist die beste Leiterin, die wir je hatten“, sagt Eisenmann, „wir wollen sie behalten.“