Die Entscheidung über die teilweise Auslagerung von Klassen des Wagenburg-Gymnasiums während der Generalsanierung der Schule ist auf den Spätherbst verschoben worden. Zuvor soll die Stadtverwaltung auf Wunsch des Bezirks- und Gemeinderats Alternativen zum von der Stadt vorgeschlagenen Interimsstandort am Stöckach prüfen.

S-Ost - Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Ost am Mittwochabend: kein Sitzplatz frei, kein Stehplatz frei, geschätzt 200 Menschen im Saal, gefühlt deutlich mehr. Die Klimaanlage in dem Saal hat nicht den Hauch einer Chance gegen die Körperwärme von Schülern, Lehrern und Eltern des Wagenburg-Gymnasiums, von Bezirksbeiräten, Stadträten und anderen Zuhörern im ohnehin schon überhitzten Sitzungssaal. Mit jeder Minute in der Großsauna werden die Schweißflecken auf Blusen, Shirts und Hemden größer. Später sagt einer der Anwesenden: „So nassgeschwitzt bin ich noch nie in meinem Leben gewesen.“

 

Klärende Worte des Bürgermeisters

Der Grund dafür, dass der Sitzungssaal so hoffnungslos überfüllt war, ist der Tagesordnungspunkt „Generalsanierung des Wagenburg-Gymnasiums“ und die zumindest teilweise Auslagerung von Klassen in Interimsräumlichkeiten gewesen. Seit vor einigen Wochen bekannt wurde, dass die Stadtverwaltung die Hauswirtschaftliche Schule am Stöckach als Interimsquartier vorschlägt, protestierten Schüler, Eltern und Lehrer dagegen. Zwischen den Beteiligten wurden offene Briefe hin- und hergeschickt, die Anwohnerinitiative „Freunde des Wagenburgplatzes“ meldete sich zu Wort, Tonlage und Wortwahl verschärften sich zuletzt deutlich.

Diese angespannte Situation war für Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle, der die Sitzung in Vertretung der sozusagen in Mutterschutz befindlichen Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier leitete, auch Anlass für einige klärende Worte zu Beginn der Debatte. Er wies sowohl in Richtung Schulleitung als auch in Richtung Anwohnerinitiative darauf hin, dass sowohl die Kritik der Schule an der Stöckach-Lösung als auch die Klageandrohung der Anwohner in einer Demokratie legitim seien und dass es keinen Sinn machen, sich gegenseitig mangelndes Demokratieverständnis vorzuwerfen. Er stellte auch klar, dass der Vorschlag zum Interimsquartier Hackstraße überhaupt der erste und bisher einzige Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung zu dem Thema sei. Die Containerlösung sei von der Stadtverwaltung nie in einer Vorlage favorisiert worden.

Schüler, Schulleiterin und Eltern bekommen das Wort

Dem widersprach der frühere Bezirksvorsteher und heutige Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, Martin Körner. Vor ziemlich genau einem Jahr hätten Vertreter der Verwaltung im Bezirksbeirat ausschließlich für eine Containerlösung auf dem Wagenburgplatz argumentiert. Deswegen sei auch die Schule davon ausgegangen, dass die Containerschule auf der Grünanlage gegenüber dem Gymnasium komme. „Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als dann der Vorschlag Hackstraße in der Vorlage stand“, sagte Körner.

In der Sitzung bekamen sowohl die Vertreter der Schülermitverantwortung des Gymnasiums als auch die Schulleiterin Petra Wagner und Eltern die Möglichkeit, ihre Argumente gegen eine teilweise Auslagerung an den Stöckach noch einmal vorzubringen. Tenor war, dass die Schule – sowohl Schüler als auch Lehrer – eine solche enorme zusätzliche Belastung nicht bewältigen könnten und die Gefahr bestünde, dass die Schulgemeinschaft daran zerbrechen könnte. Ein Vater sagte: „Eine Wiese können Sie wieder reparieren, einen zerstörten Schulfrieden nicht.“ Wölfle wurden Listen mit 1500 Unterschriften gegen die Stöckach-Lösung überreicht.

Viele Prüfaufträge für die Verwaltung

Im Bezirksbeirat herrschte große Einigkeit. Die Bereitschaft der Verwaltung, die Schule für 19,49 Millionen Euro zu sanieren, wurde einstimmig begrüßt. Ebenso einstimmig wurde gefordert, die Kosten für die Containerlösung mit denen für die Stöckach-Variante zu vergleichen und eine Gesamtauslagerung der Schule zu prüfen. Die Ergebnisse sollen bis Ende Oktober vorgelegt werden, dann wird neu beraten. Auch der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats hatte schon zuvor viele Prüfaufträge beschlossen und die Entscheidung in den Herbst verschoben.