Bei einer Kundgebung auf dem Schillerplatz haben Mütter und Hebammen auf die schlechter werdenden Bedingungen für Geburtshelferinnen aufmerksam gemacht. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer hat den Protest unterstützt.

Stuttgart - Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) hat sich bei einer Kundgebung auf dem Schillerplatz für den Erhalt der Hebammenversorgung eingesetzt. „Bleiben Sie laut, machen Sie weiter“, sagte Fezer zu den Mitgliedern der Elterninitiative „Mother Hood“ (ehemals "Hebammen-Unterstützung.de"), die zu der Protestaktion am Samstag aufgerufen und nach eigenen Angaben etwa 500 Unterschriften für eine Petition gesammelt hat.

 

Seit Februar entstanden in mehreren Städten in Deutschland Initiativen, die sich für freiberufliche Hebammen einsetzen. Grund ist der Anfang des Jahres verkündete Ausstieg der Nürnberger Versicherung zum Juli 2015 aus dem einzigen Versicherungskonsortium, das bisher Berufshaftpflicht für Hebammen angeboten hat. Nach Protesten in zahlreichen Städten und auf Druck der Bundesregierung hat sich eine Gruppe von mehreren Versicherern bereit erklärt, die Hebammen abzusichern. Diese Regelung, für die sich auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) stark gemacht hat, gilt allerdings nur bis Mitte 2016. „Das Problem kann nur auf Bundesebene gelöst werden“, sagte Isabel Fezer, „aber ich unterstütze Sie gerne dabei.“

Es gibt immer weniger Hebammen

Laura Lehowitz, die als Beleghebamme im Charlottenhaus arbeitet, fürchtet um ihre berufliche Zukunft: „Das ist wie ein Sterben auf Raten. Ich will nicht, dass ich jedes Jahr um meine Existenz zittern muss.“ Eine Folge davon, dass die Beiträge zur Berufshaftpflichtversicherung stetig steigen, sei, dass es immer weniger Frauen gebe, die den Beruf erlernen und ausüben wollen, so Laura Lehowitz (26), die seit drei Jahren als Hebamme arbeitet. Tatsächlich ist es in Stuttgart inzwischen nicht mehr selbstverständlich, einen Platz in einem Geburtsvorbereitungskurs zu bekommen oder eine Hebamme zur Nachsorge zu finden. „Jede Woche muss ich zehn bis zwanzig Frauen absagen“, sagte Ruth Hofmeister, die im Geburtshaus Mitte arbeitet.

„Die Politik versucht, das Problem auszusitzen“, sagte Julia Bromberg, die sich als Mutter in der Initiative engagiert. „Aber wir machen so lange weiter, bis es eine gute Lösung gibt.“ Immerhin die Stadt Stuttgart habe erkannt, wie wichtig Hebammen für die Zukunft seien, so Bromberg. Im Juni hat die Stadt den Zuschuss von 10,23 auf 100 Euro bei Geburten im Geburtshaus sowie bei Entbindungen zu Hause erhöht. „Das ist ein Symbol dafür, wie wichtig uns die Hebammen sind“, sagte Isabel Fezer.

// Die nächste Veranstaltung der Elterninitiative ist für den 27. September geplant. Weitere Infos:
www.hebammenunterstützung.de