Im Prozess gegen zwei mutmaßliche Wohnungseinbrecher war am Donnerstag der Tag der Kriminalbeamten. Vier Ermittler haben geschildert, wie mühsam sie Indizien gegen die beiden 24 Jahre alten Angeklagten zusammengetragen haben.

Korntal-Münchingen - Für etwa eine Stunde haben die Fahnder den Verdächtigen verloren. In Hemmingen treffen sie den Mann am Abend des 19. Februar wieder an, nachdem er ihnen am Bahnhof in Korntal-Münchingen durch die Lappen gegangen ist. In der Zwischenzeit soll der Beschattete aus einer Hemminger Wohnung Schmuck im Wert von 20 000 Euro gestohlen haben. So lautet einer der Anklagepunkte, weswegen zwei 24-jährige Männer, die rund 20 Einbrüche in Korntal-Münchingen und Umgebung begangen haben sollen, vor dem Landgericht Stuttgart angeklagt sind.

 

Für Donnerstag, den dritten Prozesstag, hat das Gericht vier Ermittler geladen. In ihren Schilderungen wird offenbar, welch gewaltigen Aufwand die Polizei betreiben muss, um nur ein paar der vielen Einbrecher, die in der dunklen Jahreszeit unterwegs sind, dingfest zu machen. Auf die von den Beamten gesammelten Indizien kommt es in dem Verfahren besonders an, denn beide Beschuldigte schweigen beziehungsweise streiten die Taten ab.

Per Peilsender ermitteln die Beamten den Verkauf von Diebesgut

So lässt sich der Vorsitzende Richter Rainer Gless nicht nur berichten, wie Beamte die Täter beschatten, ihnen inkognito hinterherhetzen müssen. Bis zur Festnahme Mitte März sind Wohnungen in Korntal-Münchingen über Wochen per Videokamera überwacht worden. Auch Telefongespräche haben die Beamten abgehört. Neben verdächtigen Dialogen hat sich so feststellen lassen, wer sich wann nahe eines Tatorts aufgehalten hatte.

Ein mobiles Einsatzkommando (MEK) hat überdies einen roten Lieferwagen mit einem Peilsender versehen, wie ein Ermittler berichtet. So will die Staatsanwaltschaft einem der Angeklagten nachweisen, dass dieser Diebesgut bei einem Goldkäufer in der Stuttgarter Innenstadt versetzt hat. Etwas kurios mutet an, was ein Polizeibeamter aus dem bayerischen Rosenheim berichtet. Nahe der Raststätte Irschenberg an der A 8 Richtung Salzburg hat sein Team Anfang März einen Reisebus gestoppt, der Richtung Albanien unterwegs war – der Heimat von einem der Angeklagten. „Wir sind auf einen Hinweis der Kollegen aus Ludwigsburg tätig geworden“, sagt der Beamte. Und fündig: in dem Bus sitzt die 68-jährige Mutter jenes Beschuldigten.

Notebook, Smartphones und wertvolle Uhren

Dabei hat sie – die Ansicht vertritt die Staatsanwaltschaft – einen Koffer voll Diebesgut. Notebook, Mobiltelefone und wertvolle Uhren etwa der Marke Rolex haben sich bestimmten Einbrüchen zuordnen lassen. Die Mutter darf zwar weiterfahren, aber die Beamten stellen weitere Puzzleteile sicher, die zur Verhaftung der Männer wenige Tage später führt. Der Prozess wird am 8. November fortgesetzt.