Peinlicher Auftritt eines Ermittlers im Prozess gegen Göppingens Autonome Nationalisten vor dem Landgericht Stuttgart. Weil er sich an kaum etwas erinnern kann, schickt ihn die Richterin heim zum Aktenstudium.

Göppingen/Stuttgart - Kurz nach dem Beginn seiner Vernehmung hat die Vorsitzende Richterin im Prozess gegen vier führende Mitglieder der Autonomen Nationalisten Göppingen einen als Zeugen geladenen Polizisten wieder nach Hause geschickt. „Ich denke, wir sind uns einig, dass es wenig Sinn hat, hier weiterzumachen“, sagte sie. Zuvor hatte sie die schlechte Vorbereitung des Mannes kritisiert, der meist auf ihre Vorhalte mit dem Satz geantwortet hatte: „Ja, wenn das so in den Akten steht, dann wird es so gewesen sein.“ Seinen Einwand, dass es ein ganzer Umzugskarton voller Unterlagen sei und er sich nicht alles merken könne, ließ die Richterin nicht gelten: Er könne sich ja Notizen machen.

 

Der 49-jährige Kriminalhauptkommissar hatte am Donnerstag über Wohnungsdurchsuchungen berichten sollen, vor allem aber über die Vernehmungen des Angeklagten Daniel R.

Als Ersatzprogramm für den Tag schlug die Richterin vor, mitgeschnittene Telefonate anzuhören. Doch auch das lief nicht reibungslos. Die Tonqualität war lausig, die Bänder konnten nicht vorgespult werden. Wegen eines relevanten Satzes – „Mich reizt mehr das Konzert im Elsass, zumal es von Kameraden in Göppingen organisiert wird“ – mussten sich die Prozessbeteiligten ein 20 Minuten langes Gespräch über Belanglosigkeiten anhören. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.